Ideation kann auch im Rahmen eines Dissertationsprozesses helfen. Auf der Suche nach einem geeigneten Thema, einer Idee für ein Paper oder aber bei der Ausgestaltung der konkreten Forschungsfragen – viele Szenarien sind denkbar. Zehn Tipps haben wir euch für ein geeignetes Vorgehen zusammengestellt.

1. Jeder ist von Natur aus kreativ.

Kreativ zu entwickeln und Ideen zu generieren ist tatsächlich ein strukturierter Prozess. Der sogenannte „Geistesblitz“ passiert nicht zufällig, sondern erfolgt aufgrund verschiedener Informationen, die wir vorher gesichtet und gesammelt haben und nun neu verknüpfen. Aus kognitiver Perspektive ist Kreativität kein Talent, sondern eher eine offene Denkweise. Neuronen vernetzten sich, setzten Impulse, verknüpfen unterschiedliche Bereiche im Gehirn und dadurch entstehen neue Gedankenwege. Die gute Nachricht: Damit sind wir alle von Natur aus kreativ. Scheut euch also nicht und legt einfach los.

2. Schafft eine gute Ausgangsbasis!

Um nun tatsächlich systematisch Ideen zu generieren und diese Denkmuster zu lernen, kann man einen strukturierten Ideation-Prozess starten. Nehmt die Umgebungsfaktoren genau unter die Lupe und fasst eure Ausgangssituation zusammen. Mögliche Fragen, die ihr euch stellen könnten, sind: Welche Problemstellungen kommen aus der Wirtschaft und Wissenschaft? Was sind aktuelle Trends? Was sind die aktuellen technologischen Entwicklungen? Welche Zielgruppen sind relevant und vor welchen Herausforderungen stehen diese? Auf dieser Basis erstellt ihr ein Briefing. So habt ihr selbst einen konkreten Überblick und alle am Prozess beteiligten sind abgeholt.

3. Offene Sammlung von Ideen und Ansätzen

Auf Basis des Briefings startet ihr nun in einen offenen Assoziationsprozess. Hier könnt ihr klassisch zu Papier und Stift greifen oder aber digital ein gemeinsames Whiteboard nutzen. Eure Sammlung könnt ihr auch mit Icons oder aber kleineren Zeichnungen festhalten, denn bildliche Darstellungen schaffen schneller Verständnis.

4. Ich mach‘ mir die Welt wie sie mir gefällt!

Lasst Regeln und Normen außen vor und löst euch gerne ein Stück von der Realität. Die Hummel ist zu dick für die Fläche ihrer Flügel. Nach den Gesetzen der Aerodynamik dürfte sie nicht fliegen – tut sie aber. Also verwerft nicht gleich alle Ideen, weil ihr darüber nachdenkt, was nicht möglich ist. So könnt ihr die besten Forschungslücken aufdecken und tatsächlich innovativen Mehrwert schaffen.

5. Ideation ist ein iteratives Brainstorming.

Ideation folgt einem definierten Zeitplan. Nach festen Zeitfenster werden die Ergebnisse immer wieder vorgestellt und reflektiert. Die guten Ansätze gehen in die nächste Phase, die schlechten werden fallengelassen. So können über die einzelnen Phasen hinweg Ideen weiterentwickelt und zusammengefügt werden. Dieser Prozess wird so lange wiederholt, bis zufriedenstellende Ansätze für alle Teilnehmer/innen entstanden sind.

6. Das Brainstorming kann ich Kleingruppe oder allein stattfinden.

Ideation ist ein Prozess, der auch allein durchgeführt werden kann. Kreative Menschen durchlaufen diesen Prozess oft ganz nebenbei und so schnell, dass man meint, es sei ein Geistesblitz. Besser funktioniert es aber für viele in einer Kleingruppe. Nur in großen Gruppen, funktioniert Ideation nicht, diese müssten dann in kleinere Gruppen unterteilt werden.

7. Ideen skalieren

Nun beginnt der schwierigste Teil der Arbeit. Die bisher noch sehr groben Ideen werden in ein Konzept überführt. Ein Konzept kann ein Forschungsantrag, die Struktur der Dissertation, eine Übersicht der Forschungsfragen, ein Vorgehensmodell, ein wissenschaftliches Paper oder vieles mehr sein. Jetzt geht es ans Eingemachte. Eure Ideen werden ausgearbeitet und sind damit nicht mehr nur länger Ideen, sondern Lösungsansätze und konkrete Pläne. Der kleine Sprössling wächst zu einer Pflanze heran. Ihr hinterlegt konkrete Zeitpläne und messbare Ziele, verschriftlicht, belegt mit Quellen und überprüft die Machbarkeit.

8. Zeitinvest nicht unterschätzen.

Die Skalierung nimmt die meiste Zeit in Anspruch. Je komplexer und innovativer ein Konzept ist, desto mehr Zeit muss investiert werden. Wenn diese Zeit nicht bewusst eingeplant wird, sinken eure Erfolgschancen. Ideen gibt es viele, aber nur die, die wirklich strukturiert ausgedacht werden, können auch umgesetzt werden.

9. Besserwisser meiden

Jetzt habt ihr diese tollen Ideen in ein Konzept umgesetzt, seid voller Tatendrang und da tauchen sie auf, die Nörgler und die Besserwisser. Ideation ist iterativ und ein kritisches Hinterfragen ist in der Wissenschaft immer wieder sinnvoll. Sparringspartner sind wichtig. Aber: Setzt auf die richtigen Ansprechpartner. Nicht alle Impulse von außen sind sinnvoll und wichtig. Ihr arbeitet an etwas Neuem – etwas, das es vorher noch nicht gab. Warum sollten dann alle anderen Experten für euer Konzept sein?

10. Übung macht den Meister.

Ideation ist ein Denkmuster. Bei allem was man lernt, gilt: Übung macht den Meister. Demnach solltet ihr immer wieder in den Ideationprozess einsteigen. Nur so prägt sich euer Gehirn das Denkmuster ein und nur so können vermeintliche „Geistesblitze“ entstehen.

Wer direkt in den Ideationprozess einsteigen will und praktisch herausfinden möchte, wie er Ideation in den Promotionsprozess einbauen kann, sollte bei der diesjährigen Summer School für Promovierende vom 19.-23. Juli 2021 dabei sein.