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Erfahrungsbericht

Erfahrungsbericht: Summer School Netzwerk

Marvin Kastener und Sandra Kaczmarek im Interview zum Netzwerk der PhD School of Logistics. Im Jahr 2018 bot die Graduate School of Logistics zum dritten Mal die PhD School of Logistics – die Summer School der GSofLog – an. Marvin Kastner nahm als Promovend an der einwöchigen Summer School teil und wurde Mitglied im Forschungsnetzwerk.

Die PhD School of Logistics ist eine interdisziplinäre Summer School für Promovierende der Logistik und der angrenzenden Disziplinen. Sie bietet eine Woche mit geballtem Wissen aus der Logistikforschung. Methoden und Theorien werden von hochkarätigen, internationalen Gästen vorgestellt und anschließend in praktischen Workshops umgesetzt. Im Fokus steht die Frage, wie die neuen Inhalte in Dissertation eingebaut werden können.

Die Graduate School of Logistics steht für den Transfer aus Wissenschaft in Praxis. Deshalb wird das Erlernte auch gleich in der Praxis erprobt – vor Ort im Unternehmen – in der Live Case Study. Hierbei arbeiten interdisziplinäre Teams Lösungskonzepte für eine praktische Fragestellung aus.

Sandra Kaczmarek nahm bereits an der ersten und zweite Summer School der GSofLog teil und ist seit dem, fester Bestandteil des Netzwerkes und über dieses haben sich Marvin und Sandra kennengelernt und tauschen sich nun zu wissenschaftlichen Fragestellungen aus. In einem Interview erzählen die beiden, wie es zur Zusammenarbeit gekommen ist und welche Schritte sie gemeinsam angehen wollen.

Marvin, du kommst von der Technischen Universität Hamburg und hast einen spannenden Background – Informatik und Psychologie – warum hast du dich für diese Kombination entschieden und warum hat sie dich in die Logistik geführt?

Marvin: Als ich in der Oberstufe war, hat mich Informatik schon gereizt. Allerdings habe ich damals angenommen, dass es deutlich Hardware-lastiger wäre. Ich wollte aber gerne auch den Menschen mit im Fokus haben. Der Studiengang „Mensch-Computer-Interaktion“ an der Universität Hamburg hat mir dafür die Möglichkeit gegeben. Nach dem Studium stand ich vor der Wahl, in welchen Bereich ich gehen wollen würde. Denn Informatik, die Wissenschaft der Informationsverarbeitung, benötigt ja einen Anwendungsfall und ist kein Selbstzweck. Die Logistik bietet viele komplexe Probleme. Die Digitalisierung wird in der Logistik viele (weitere) Neuerungen bringen. Bei den Projekten ist es essenziell, das Fachwissen derjenigen, die bislang die Aufgaben erledigt haben, umfassend aufzunehmen und im Verlauf des Projekts im Austausch zu bleiben. Denn der Erfolg neuer IT-Produkte misst sich an der tatsächlichen Verbesserung im Arbeitsalltag der Betroffenen. Sowohl die Kompetenz, neue Produkte zu entwickeln, als auch die Fähigkeit, die Nutzung dieser Produkte systematisch zu untersuchen, sind für Verbesserungen der Prozesse in der Logistik von großer Bedeutung.

Marvin Kastner während seines Besuchs am Forschungsstandort Dortmund

Was ist dein Forschungsthema? Welche Fragestellungen möchtest du mit deiner Dissertation beantworten?

Ich bin über das Projekt „Maschinelles Lernen in der Theorie und Praxis (MaLiTuP)“ an das Institut für Maritime Logistik an der Technischen Universität Hamburg gekommen. Meine erste Idee war, dass ich in dem Bereich mein Thema suchen würde. Allerdings ist dies eine methodische Herausforderung – die in der Logistik anfallenden Daten sind häufig unternehmensbezogen und es ist mitunter schwer, Erkenntnisse zu generalisieren.

Inzwischen habe ich mich darauf fokussiert, die Möglichkeiten der simulationsgestützten Optimierung für die Terminal-Planung zu untersuchen. Im Projekt „ISI-Plan – Integration von ereignis-diskreter Logistiksimulation und Layoutplanung für logistische Knoten“ können Planer zunächst ein Layout planen und sich daraus ein Simulationsmodell erstellen lassen. Dafür müssen allerdings viele Parameter, wie z.B. die Größe von Fahrzeugflotten, manuell eingestellt werden. Dieser Schritt soll bei Bedarf auch automatisiert werden können. Manche Heuristiken können in eine bestimmte Richtung gelenkt werden, um die wahrscheinlichsten Parameterbereiche auf jeden Fall abzudecken. Hier möchte ich die Anwendbarkeit überprüfen und die Qualität der Lösung untersuchen.

Warum hast du dich damals für die Teilnahme an der Summer School entschieden?

Marvin: Als zunächst Fachfremder habe ich mich sehr dafür interessiert, welche Perspektiven auf die Logistik die anderen Teilnehmer mitbringen. Das Programm war sehr schön zusammengestellt und die spannenden Vorträge haben mir gezeigt, wie verschiedene Bereiche der Informatik dabei helfen können, praktische Probleme in den Unternehmen zu lösen.

Sandra, du hast bereits mehrfach an der Summer School teilgenommen. Warum hast du dich für die Teilnahme entschieden?

Sandra: Bei der ersten Summer School der GSofLog war ich in erster Linie neugierig auf dieses neue Format hier am Standort und die Möglichkeit der Vernetzung mit weiteren Doktoranden. Natürlich hat mich auch das Thema angesprochen – unter anderem ging es um die Bedeutung von Industrie 4.0. Die Teilnahme an der Summer School und der Austausch dort haben mich persönlich bei der Ausrichtung meines Dissertationsthemas bestärkt und ich konnte wichtige Impulse für die weitere Ausarbeitung mitnehmen. Insgesamt hat es mir einfach so gut gefallen, dass ich mich auch bei den nachfolgenden Summer Schools zu einer Teilnahme entschieden habe.

Du hast ebenfalls einen sehr spannenden Background. Als studierte Pädagogin mit einem Fokus auf Erwachsenenbildung, kamst du als Quereinsteigerin in die Logistik. Zunächst als studentische Hilfskraft und dann als Promovendin. Woran arbeitest du und wie hilft dir dein Background dabei?

Sandra: Am Lehrstuhl für Unternehmenslogistik beschäftige ich mich mit den Themenfeldern Kompetenzmanagement und innovative Lernkonzepte.  Diese betrachte ich natürlich speziell für die Fachdomäne Logistik und insbesondere vor dem aktuellen Hintergrund der Herausforderungen und Veränderungen der Arbeitswelt durch Digitalisierung und des Managements einer digitalen Transformation. In diesem Kontext rückt der Faktor Mensch auch in den Ingenieurswissenschaften und im Besonderen eben auch für die Logistik verstärkt in den Fokus. Disziplinen wachsen weiter zusammen, um gemeinsam Wirtschaft, Industrie und Arbeitswelt zu gestalten. Das empfinde ich insgesamt als sehr spannende Entwicklung und durch meinen fachlichen Hintergrund der Berufspädagogik und Erwachsenenbildung fühle ich mich gut vorbereitet eben diese Perspektive Mensch für einen humanzentrierten Wandel durch Partizipation und neue Formen der Kompetenzentwicklung einzunehmen. Hierbei beschäftige ich mich speziell mit spielbasierten Ansätzen, also Gamification und Serious Games, als innovativen Ansatz der Kompetenzentwicklung und möchte in meiner Dissertation erheben inwiefern unterschiedliche Spielmechanismen Einfluss auf das selbstgesteuerte Lernen bei Beschäftigten der innerbetrieblichen Logistik nehmen und inwiefern dieser Ansatz geeignet ist die intrinsische Lernmotivation bei dieser Zielgruppe zu steigern.

Wie ist die Zusammenarbeit zwischen euch beiden entstanden?

Sandra: Die Zusammenarbeit zwischen Marvin und mir resultiert aus den Vernetzungsaktivitäten der Graduate School of Logistics. Marvin hat an der letzten Summer School teilgenommen, an der ich persönlich leider nicht teilnehmen konnte. Wir haben uns zunächst also gar nicht persönlich kennengelernt. Den Impuls für eine Zusammenarbeit hat damals Britta Scherer, die Koordinatorin der Graduate School, gegeben. Auch wenn Informatik und Erziehungswissenschaft auf den ersten Blick vielleicht keine direkte Schnittstelle vermuten lassen, ist, durch die Identifikation einer gemeinsamen Problemstellung, die Kontaktherstellung und ein persönlicher Austausch im Nachgang der letzten Summer School erfolgt.

Wie sieht euer genauer Plan aus? Was wollt ihr gemeinsam angehen?

Sandra: Marvin und ich arbeiten in unseren Dissertationsvorhaben beide empirisch und sind demnach auf eine fundierte und valide Erhebungsmethode angewiesen. Genau an dieser Stelle wurde auch das Potenzial einer Kooperation erkannt. Die große Herausforderung liegt hierbei in der Regel in einem geeigneten Untersuchungsdesign und eben in der entsprechenden Zielgruppendefinition. An genau dieser Stelle wollen wir unsere Kompetenzen aus den unterschiedlichen Disziplinen bündeln und streben eine gemeinsame wissenschaftliche Veröffentlichung in einem internationalen Journal an.

Sandra Kaczmarek während der Summer School 2017

Wie zahlt die Zusammenarbeit auf eure Dissertationsthemen bzw. auf eure Forschungsausrichtung ein?

Sandra: Von einer erfolgreichen Publikation profitieren wir beide dahingehend, dass wir eine Referenz geschaffen haben, die ein entsprechend vergleichbares Untersuchungsdesign zur Beantwortung unserer jeweils verschiedenartigen Erkenntnisinteressen plausibilisiert. Eine solche gemeinsame Basis würde uns, trotz der Verortung unserer Dissertationen in unterschiedlichen Fachdomänen, methodisch deutlich stärken.

Marvin, würdest du die Teilnahme an der Summer School für andere Promovierende empfehlen?

Marvin: Auf jeden Fall! Die Vorträge, Gespräche und auch die Case Study haben mich in der Entwicklung weitergebracht. Die Dissertationsthemen der anderen Teilnehmer haben mir gezeigt, wie vielfältig Logistik gedacht werden kann.

Wie war die Teilnahme für dich als Quereinsteigerin? Bei einer Summer School im Bereich Logistik werden einige Denken, das ist was für Ingenieure. Stimmst du dem zu?

Sandra: Dem stimme ich zu. Die Summer School im Bereich Logistik ist auch etwas für Ingenieure. Genauso wie für Informatiker, Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler und eben auch Geistes-und Erziehungswissenschaftler. Ich persönlich bin ein Fan von Interdisziplinarität. Und ähnlich wie Marvin es auch schon für die Informatik beschrieben hat, denke ich, dass eben auch die Erziehungswissenschaft, insbesondere im Feld der Berufspädagogik, eine Anwendungsdomäne braucht. Die Möglichkeiten hier sind sicher vielfältig, aber ich habe für mich meine Anwendungsdomäne in der Logistik gefunden. Nicht zuletzt deswegen, weil Logistik als solche schon wahnsinnig vielschichtig ist, unterschiedliche Disziplinen vereint und entsprechend viele Perspektiven zulässt und erfordert. Auch das war vor zwei Jahren zentrales Thema der Summer School – Logistik als Interdisziplin. Diese Offenheit gefällt mir sehr. Wahrscheinlich ist das einer der Gründe, wieso ich mich auch als Pädagogin gar nicht so wirklich als Quereinsteigerin fühle.

Was ist aus eurer Sicht der Vorteil an einer interdisziplinären Zusammenarbeit?

Sandra: Bei interdisziplinärer Zusammenarbeit geht es für mich in erster Linie darum eingefahrene Denkmuster, Herangehensweisen und Methoden zu durchbrechen. Das setzt immer eine gewisse Offenheit voraus die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen und gewisse „disziplinarische Wahrheiten“ als relativ anzuerkennen. Das macht einen Konsens sicher nicht immer leicht, aber man kann und darf auch voneinander lernen. Das ist meiner Ansicht nach, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Gestaltungserfordernisse einer digitalen Transformation, absolut notwendig.

Wir wünschen euch viel Erfolg bei euren Plänen und hören dann in den kommenden Monaten mehr über eure Fortschritte.

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