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Erfahrungsbericht

Erfahrungsbericht: Forschungsaufenthalt in Granada

Im April und Mai wurde mir von der GsofLog ermöglicht, einen Forschungsaufenthalt an der Informatikfakultät der Universidad de Granada zu machen. Dieser Beitrag erzählt von meinen Erfahrungen.

Granada ist eine wunderschöne Stadt, im Süden von Spanien, ca. eine Stunde vom Mittelmeer entfernt, am Fuße des Gebirges Sierra Nevada. Berühmt ist die Stadt besonders für die Alhambra, die oberhalb der Stadt gelegen ist. Sie umfasst wunderschöne Gärten und Paläste aus der Nasridendynastie. In der Altstadt gibt es neben vielen schmalen Gassen und kleinen Läden die beeindruckende Kathedrale. Besonders sehenswert ist auch das Viertel Albacín, das hauptsächlich aus weißen Häusern besteht und durch seine Hanglange wunderschöne Ausblicke über den Rest der Stadt bietet, wie z. B. vom Mirador San Nicholas.

Die Orangenbäume, die man an jeder Ecke findet, erinnern konstant an das mediterrane Klima. Regentage sind hier sehr selten. In meiner ersten Woche hat durchgehend die Sonne geschienen. Interessant finde ich, dass der Temperaturverlauf im Laufe eines Tages anders ist als in Deutschland. Morgens ist es zumeist noch sehr frisch und es wird dann allmählich wärmer, wobei die höchste Temperatur meist erst gegen 17 Uhr erreicht wird.  So kommt es wahrscheinlich auch, dass die Straßen samstags und sonntags morgens wie leergefegt sind. Man sieht nur vereinzelt Touristen, dafür sind die Straßen und Plätze abends um halb 10 voll mit einheimischen Erwachsenen und spielenden Kindern.

Am 1. Mai war in Spanien auch Feiertag und da es an diesem Tag in Granada geschüttet hat, habe ich den Anlass für einen Ausflug ins zwei-Stunden-entfernte Málaga genutzt. Die Stadt hat eine wunderschöne Altstadt und liegt direkt am Mittelmeer. Während einer Free-Walking-Tour habe ich gelernt, dass die Stadt ihren Namen aus der Sprache der Phönizier hat und Salz bedeutet. Durch den Salzabbau hatte die Stadt früher große Bedeutung, heute ist sie u. a. für Tourismus bekannt.

Am 3. Mai wurde in der Stadt der „Dia de la Cruz“, der Tag des Kreuzes, gefeiert. Dafür wurden an verschiedenen Orten in der Stadt Kreuze und weitere Verzierungen aufgestellt, die sogar von einer Jury bewertet wurden. Oft gab es neben den Kreuzen auch Stände mit Getränken und Essen, an denen sich schnell vor allem junge Erwachsene versammelten. Einige Frauen trugen traditionelle Flamenco Kleider und auf einem Platz in der Altstadt gab es sogar Vorführungen des traditionellen Tanzes.

Während meines Aufenthaltes waren noch einige andere Gastwissenschaftler in Granada. Einer von ihnen war Daniel Schmidt, Professor an der Monash University aus Melbourne, der meinen Betreuer Christoph von ihrer gemeinsamen Zeit in Australien kannte. Christoph war so nett und hat Daniel und mich zu Ausflügen mit seiner Familie in die Umgebung von Granada eingeladen. Unser erstes Ziel war der wunderschöne Wanderweg „Los Cahorros“. Dieser führt erst entlang eines kleinen Flusslaufes, anschließend dicht an Felswänden vorbei, über Hängebrücken und zum Ende hoch in die Berge hinaus.  Unser zweiter Ausflug verschlug uns an zwei Küstenstädte. Zuerst haben wir uns eine alte Festungsanlage angesehen und in Nerja haben wir auf dem „Balkon Europas“ die Aussicht auf das Meer genossen.

Gemeinsam mit meiner Kollegin Maria habe ich Vorträge des Pint of Science in Granada besucht. Pint of Science ist eine Veranstaltungsreihe, bei der Wissenschaftler*innen ihre Forschung kurz und einfach verständlich in Bars vorstellen. An diesem Abend war der erste Vortag zum Thema Nitratkreislauf und Klimawandel und der zweite über künstliche Intelligenz und Fake News. Der Inhalt war sehr spannend und hat durchaus zum Nachdenken angeregt.

Aber jetzt auch ein bisschen mehr zum Arbeitsalltag: Ich hatte einen Arbeitsplatz in einem Gebäude mit dem Titel UGR AI, was für Universidad de Granada Artificial Intelligence steht. Dort wird viel im Bereich Machine und Deep Learning geforscht, besonders auf dem Gebiet Computer Vision. Das Gebäude liegt am Rande der Stadt und von einem kleinen Balkon hat man einen tollen Blick auf das Gebirge Sierra Nevada. Einlass ist ab 8 Uhr morgens und man muss spätestens um 18 Uhr wieder gehen, weil das Gebäude dann abgeschlossen wird. Das Sicherheitspersonal geht um 15 Uhr, weshalb man auch nach 15 Uhr nicht mehr ins Gebäude reinkommt, nur noch raus. Da in Spanien ziemlich spät gegessen wird, muss man schon darauf achten, vor 15 Uhr wieder vom Mittagessen zurück zu sein oder danach von zu Hause aus weiterzuarbeiten. Wir haben immer in einer nahen gelegenen Mensa zu Mittag gegessen, in der für 5 € für Mitarbeitende (bzw. für 3,50 € für Studierende) zwei Hauptgerichte, ein Stück Obst, ein Brötchen, Wasser und optional ein Glas Rotwein angeboten wurden. Das Essen war immer sehr lecker. Meist gab es einen Teller mit z. B. Eintopf oder Nudeln und einen zweiten Teller mit Fisch oder Fleisch und Gemüse.

Neben der Mittagspause gab es tatsächlich auch noch eine Frühstückspause. Gegen 10 Uhr gingen wir mit den Kolleg*innen in ein Café auf der anderen Straßenseite. Dort aßen wir Tostadas, getoastetes Brot. Traditionell gibt es die Tostadas mit pürierten Tomaten und Olivenöl. Man kann sie aber auch mit anderem Belag bestellen. Die Pausen waren immer sehr gesellig und eine gute Gelegenheit, die anderen Doktorand*innen kennenzulernen. 

Während meiner Arbeitszeit habe ich gemeinsam mit meinem Betreuer Christoph Bergmeier und der Post-Doktorandin María Moreno de Castro an einem Paper über Unsicherheitsquantifizierung in Prognosen gearbeitet. Im Laufe meines Aufenthaltes haben wir den Grundstein für dieses Projekt gelegt, die Ideen dahinter ausgearbeitet und mit einer Simulationsstudie begonnen. In den kommenden Wochen werden wir unsere fachlichen Diskussionen online fortführen und so das Paper fertigstellen. Wir planen das Paper bei einem Journal einzureichen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mein Forschungsaufenthalt eine sehr tolle Erfahrung war und ich dankbar dafür bin, diese Möglichkeit bekommen zu haben. Ich habe viele Leute kennengelernt, neuen fachlichen Input bekommen, die spanische Kultur und Arbeitsweise kennengelernt und konnte nebenbei das Ambiente und das Wetter der schönen Stadt Granada genießen. Ein besonderer Dank gilt der GSofLog, die mir diesen Aufenthalt ermöglicht hat, meinem Betreuer Christoph Bergmeier und auch Maria Moreno de Castro für die tolle Zusammenarbeit und dass sie mich so herzlich in Granada willkommen geheißen haben.


Lara Kuhlmann

Promotionsstipendiatin in Kooperation mit Vorwerk International

Im Rahmen ihres Stipendiums an der Graduate School of Logistics absolvierte sie einen 6-wöchigen Forschungsaufenthalt in Granada, Spanien.


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