Letzte Woche habe ich die ICIL (International Conference on Industrial Logistics) in Zadar, Kroatien besucht. Die Konferenz wird schon seit über 30 Jahren regelmäßig von dem ICIIL (International Centre for Innovation and Industrial Logistics) organisiert und es waren auch jetzt noch Gründungsmitglieder anwesend, die der Konferenz treu geblieben sind. Das führte einerseits dazu, dass der Altersdurchschnitt durchaus hoch war, aber auch dazu, dass eine sehr angenehme, vertraute Atmosphäre herrschte. Natürlich waren auch ein paar jüngere Wissenschaftler*innen dabei, von denen ich direkt beim Welcome Drink am ersten Abend herzlich aufgenommen und integriert wurde.
Am nächsten Tag begann der offizielle Teil der Konferenz mit zwei Vorträgen von invited Speakers, von denen einer über die Beteiligung seiner Abteilung am European Fusion Projekt gesprochen hat, welches sich damit beschäftigt, durch Fusion Technology Energie zu produzieren. Anschließend gab es Vorträge von Teilnehmenden, die inhaltlich sehr vielfältig waren. U.a. hat eine Wissenschaftlerin aus Israel über ein Simulationsmodell berichtet, welches genutzt wird, um bestmöglich erste Hilfe im Falle eines Erdbebens zu koordinieren. Ein Wissenschaftler aus Rumänien hat über die dortige Automobilindustrie und ihre Herausforderungen gesprochen. In Rumänien ist die Infrastruktur so schlecht ausgebaut, dass ein Lkw für eine Strecke von 500 km von einem Werk bis zur ungarischen Grenze zwei volle Werktage benötigt. Außerdem hat ein Automobilhersteller einen Vertrag mit der Regierung abgeschlossen, der beinhaltet, dass min. fünf Minuten zwischen der Abfahrt zweier Lkw vom Werk liegen müssen, damit diese nicht den Verkehr blockieren.
Nach den Vorträgen gab es dann abends eine Führung durch die wunderschöne Hafenstadt Zadar, bei der wir viel über die Geschichte und Entwicklung der Stadt gelernt haben. Besonders bemerkenswert fand ich die Seeorgel, eine Orgel, die vom Meer betrieben wird und Musik erzeugt.
Am nächsten Tag durfte ich auf der Konferenz präsentieren. Ich habe mein erstes Paper vorgestellt, welches ich zusammen mit meinem Doktorvater Prof. Markus Pauly über die Bewertung von Absatzprognosemethoden geschrieben habe. Die mit Abstand unterhaltsamste Präsentation wurde direkt nach mir und als letzte Präsentation der Konferenz gehalten. Wie bereits erwähnt, nehmen einige Teilnehmer schon seit Jahren an der Konferenz teil und mir wurde im Vorfeld schon gesagt, dass diese Präsentation besonders sein würde. Dieser Teilnehmer hat früher bei einem großen deutschen Automobilhersteller gearbeitet, ist aber jetzt in Rente und nimmt in seiner Freizeit an der Konferenz teil. Für den eigentlich 15-minütigen Vortrag hatte er 45 Folien vorbereitet, von denen ein Großteil von seinen Bergbesteigungen handelte. Wir haben viele Bilder mit atemberaubenden Aussichten gesehen, von seinen Zelten, dem Essen und ihm. Gelegentlich wurde der Reisebericht unterbrochen von Anekdoten aus seiner Zeit beim Automobilhersteller. Alle Zuhörenden waren sichtlich amüsiert und das war ein wunderbarer Abschluss der Vorträge.
Am Abend fand dann noch das Gala Dinner im Tagungshotel statt. Das Essen war lecker und die Stimmung angenehm. Auch die neuen Teilnehmenden hatten über die letzten Tage Anschluss gefunden und so haben sich alle nett unterhalten. Es wurden Preise für die Best Papers vergeben und auch ein Sonderpreis für die längste Teilnahme an der Konferenz, an Prof. Raymond Marie, der bereits vor 50 Jahren seinen Doktortitel erlangte. Dieser hat direkt im Anschluss an die Verleihung alle weiblichen Teilnehmerinnen zum Rock n Roll Tanzen aufgefordert und dann auch tatsächlich die Tanzfläche eröffnet.
Ich bin sehr froh die Konferenz besucht zu haben. Ich habe einige tolle Leute kennengelernt, viel gelernt und freue mich, hoffentlich an der nächsten ICIL wieder teilnehmen zu können.
Lara Kuhlmann
Stipendiatin
in Kooperation mit Vorwerk International