Im Rahmen des Promotionsstipendiums an der Graduate School of Logistics erhalten die Promovierenden die Möglichkeit, an wissenschaftlichen Konferenzen mit und ohne eigenen Beitrag teilzunehmen. Welche Erfahrungen Lara auf einer Konferenz auf Gran Canaria gemacht hat, erzählt sie uns im Erfahrungsbericht.
Alltägliche Geschichten von einer wissenschaftlichen Konferenz
Ende Juni haben mein Mitstipendiat Tobias Klima und ich an der 8th International Conference on Time Series and Forecasting auf Gran Canaria teilgenommen. Es war eine richtig tolle und lehrreiche Erfahrung.
Im Vordergrund stand natürlich, uns über den aktuellen Stand der Technik im Bereich Zeitreihenprognosen zu informieren. Dabei konnten wir zwei unterschiedliche Entwicklungen in der Forschung beobachten: Zum einen nutzen viele Wissenschaftler/innen Neuronale Netze für ihre Prognosen. Neuronale Netze sind ein oft genutztes Buzzword, natürlich auch, weil sie über einige praktische Eigenschaften verfügen. Einer der Vorteile – z.B. im Vergleich zu Regressionsmodellen – besteht darin, dass sie auch nichtlineare Zusammenhänge abbilden können. Das führt dazu, dass sie meist bessere Ergebnisse liefern. Die andere Entwicklung, die wir beobachten konnten, war jedoch ein Trend weg von undurchsichtigen Black Box Modellen, wie den Neuronalen Netzen, zurück zu klassischen, interpretierbaren und erklärbaren Modellen. Diese sind mit weniger Rechenaufwand erstellbar, haben aber auch meist eine geringere Prognosegenauigkeit. Je nach Anwendungsgebiet wurde der Trade-off anders bewertet.
Die Vielfältigkeit der Anwendungsgebiete war sehr umfangreich. Nicht besonders überraschend war die Nutzung von Prognosemodellen z.B. in der Finanzwelt. Besonders faszinierend fand ich persönlich den Ansatz, Prognosen im Sport zu nutzen, um die Spielbereitschaft einzelner Teammitglieder vorherzusagen oder das Modell der Kriminalpolizei NRW, die maschinelles Lernen nutzt, um ihre Personalpläne zu verbessern.
Interessant war auch der Austausch mit Wissenschaftler/innen der Bioinformatik, die ebenfalls eine Konferenz an unserem Tagungsort besuchten. Sie haben uns von einem Projekt berichtet, welches auf ihrer Konferenz vorgestellt wurde, bei dem ein Geruchssensor an Toiletten angebracht wird und anhand der Geruchsanalyse ermittelt wird, ob die Probanden an Krankheiten leiden. Inspiriert war der Versuch von Hunden, die in der Lage sind, Krankheiten zu erschnüffeln. Auch eine Form von Prognosen 😉.
Beim Konferenzdinner bot sich eine sehr gute Gelegenheit, mit den anderen Konferenzteilnehmer/innen näher ins Gespräch zu kommen. Neben Gesprächen über Pokémon Go und Tinder konnten wir uns auch über Herausforderungen in der Forschung unterhalten. So hat eine Doktorandin berichtet, dass sie 2019 mit einem Forschungsprojekt begonnen hat, welches den Umsatz des öffentlichen Busverkehrs in Berlin prognostizieren sollte. Zu Beginn schien dies eine durchaus machbare Aufgabe zu sein, die sich jedoch mit Beginn der Pandemie oder jetzt, zu Zeiten des 9-Euro-Tickets, als deutlich komplizierter herausstellte.
Neben den Fachkenntnissen konnten wir uns auch noch ein paar Fun Facts aneignen. Wie beispielsweise, dass der Himmel über Gran Canaria per Gesetz geschützt ist. Wir haben also viele nette und interessante Menschen kennengelernt, uns Inspirationen für unsere Forschung geholt und hatten insgesamt eine tolle Zeit auf Gran Canaria.
Lara Kuhlmann ist Promotionsstipendiatin in Kooperation mit Vorwerk International. Mit Hilfe statistischer Methoden möchte sie ein Prognosemodell für den Absatz im Multi-Channel-Vertrieb aufstellen.
Im Rahmen ihres ersten Stipendienjahres besuchte sie eine wissenschaftliche Konferenz zum Thema Time Series and Forecasting auf Gran Canaria.