Die Circular Economy bezeichnet ein umfassendes Wirtschaftskonzept, bei dem die volkswirtschaftliche und unternehmerische Wertgenerierung nicht mehr vom Verbrauch von Primärressourcen abhängig ist. Im Gegensatz zum linearen Wirtschaftsmodell, bei dem Rohstoffe abgebaut, zu Produkten verarbeitet und nach der Nutzung entsorgt werden, strebt die Circular Economy eine wiederholte Nutzung der Ressourcen an. Der Übergang vom linearen zum zirkulären Wertschöpfungsprozess wird als sozio-technologische Transformation bezeichnet. Die Transformation hin zur Circular Economy betrifft nicht nur alle Industrien, sondern auch die Gesellschaft als solches. Hierbei ist die Logistik als das Bindeglied innerhalb der Wertschöpfungsketten ein besonders interessantes Themengebiet.
Änderungen auf drei Ebenen: Mikro-, Meso- und Makroebene
Mikroebene
Auf der Mikroebene hat die Circular Economy direkte Auswirkungen auf die logistischen Aktivitäten innerhalb von Unternehmen. Durch eine verstärkte Ressourceneffizienz bei Verpackungen und im Transport werden die aktuellen logistischen Abläufe nachhaltiger gestaltet. Beispielsweise setzen Unternehmen vermehrt auf wiederverwendbare Verpackungsmaterialien und stellen die Transporttechnologie auf Energieträger aus regenerativen Quellen um. Elektrische oder wasserstoffbetriebene Lastkraftwagen sowie Schiffe und Flugzeuge mit nachhaltigen Treibstoffen sind Beispiele dafür.
Mesoebene
Darüber hinaus ergeben sich die indirekten Effekte der Circular Economy auf die Logistik auf der Mesoebene durch Veränderungen innerhalb der verschiedenen Industrien. Obwohl die Transformation zur Circular Economy in allen Branchen stattfindet, unterscheiden sich Umfang und Geschwindigkeit der Veränderungen. Die Shared Economy führt zu neuen Geschäftsmodellen wie Carsharing, Leih-E-Rollern und Fahrrädern, bei denen die Bereitstellung der Fahrzeuge eine neue logistische Aktivität darstellt. Dezentrale Produktion, beispielsweise durch 3D-Drucker, ermöglicht eine Supply-Chain mit weniger Transporten. Ressourcenintensive Industrieprozesse werden auf regenerative Energiequellen umgestellt, was beispielsweise die Kohlelogistik vollständig ersetzt. Zur Verlängerung der Produktlebenszyklen verändern sich die Produktdesigns, die wieder auf bessere Reparierbarkeit setzten und wodurch Reverselogistik als auch Ersatzteillogistik noch wichtiger werden.
Makroebene
Auf der Makroebene beeinflussen Politik und Gesellschaft die Ausprägung der Circular Economy in der Logistik. Verbraucher belohnen nachhaltigere Produkte, und Regierungen arbeiten an Gesetzen, um zirkuläre Prinzipien zu stärken, wie beispielsweise das Recht auf Reparatur oder Steuern auf Emissionen.
Insgesamt zeigt sich, dass die Circular Economy einen bedeutenden Einfluss auf die Logistik hat. Durch verstärkte Ressourceneffizienz, die Nutzung erneuerbarer Energien und die Einführung neuer technologischer Prozesse ändern sich die Prinzipien des Supply-Chain-Designs. Logistische Aktivitäten werden nachhaltiger gestaltet, obsolet oder neu geschaffen. Für Logistik sind die Veränderungen dabei Fluch und Segen zugleich. Einerseits sind Veränderungsprozesse immer eine Herausforderung und mit Risiken verbunden. Andererseits bietet sich eine Chance für die Logistik, die Umgestaltung der Lieferketten aktiv mitzugestalten.
Zum Autor
Christian Pulat ist Corporate PhD in der Graduate School of Logistics. Sein Förderer ist die Schenker AG. In seiner Dissertation beschäftigt er sich mit den Auswirkungen der Circular Economy auf das Geschäftsmodell von Logistikdienstleistern.