Der Titel ist ein Zitat und stammt von Albert Einstein. Was genau er damit sagen wollte, darüber diskutieren Menschen bis heute. Aber letztendlich ist es genau das, was die Aussage eines Genies auszeichnet, es steckt so viel in wenigen Worten. Ich habe im Kontext der aktuellen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Lage an das Zitat gedacht. Mir persönlich kommen die gesammelten Krisen, ihre Wechselwirkungen und die ständigen Änderungen wie ein riesen-großes Chaos vor. Wie einfach war die Welt noch, als sich wirtschaftliche Krisen abzeichneten und der Aufschwung sich ankündigte sowie die Methoden und Strategien für ein erfolgreiches Supply Chain Management bekannt waren.
Das Wort Chaos bezeichnet umgangssprachlich einen Zustand von vollständiger Unordnung oder Verwirrung. Wissenschaftlich betrachtet, ist das Chaos die Unvorhersagbarkeit von Prozessen. Was ich aktuell wahrnehme, ist tatsächlich fehlende Ordnung oder eben Organisation. Aber wenn wir ehrlich sind, konnten wir die Zukunft noch nie voraussagen und ich würde nicht in der anwendungsorientierten Forschung arbeiten, wenn es um Stagnation und Probleme ginge. Ich mache meinen Job, weil es um kreative Lösungsfindung geht und wir damit die Zukunft gestalten.
Die Logistik oder das Supply Chain Management bestanden schon immer aus komplexen Systemen. Alles dreht sich um die Gesamtheit von Objekten und Prozessen, die sich in einem ganzheitlichen Zusammenhang befinden und in Wechselbeziehungen zueinander sowie mit ihrer Umgebung stehen. „Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?“ [Edward N. Lorenz, 1972] Die Antwort ist ganz klar: Jain. Der Schmetterlingseffekt ist die vollständige und unvorhersehbare Veränderung eines ganzen Systems durch eine kleine Änderung der Ausgangsbedingungen. Verlaufsrichtungen dynamischer Prozesse können sich umkehren und das Chaos ist vorprogrammiert. Die aktuellen Auslöser unserer Krisen sind mehr als der Flügelschlag eines Schmetterlings, aber im Sinne einer Social Media Push-Nachricht, war die heute Krise damals auch nur ein „umfallender Sack Reis“.
Wie können wir nun Transparenz in das Chaos bringen? Ganz einfach, wir werden alle zu Genies. Wir können das grundsätzliche Chaos nicht verhindern, aber wir können es beherrschen. Einstein sagte auch, „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind“ und „Kreativität [Phantasie] ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist endlich“. Wir denken um, finden neue kreative Lösungswege, setzen neue Technologien ein, lassen uns von Künstlicher Intelligenz unterstützen, erfinden neue Methoden und Strategien und lassen uns einfach auf das Chaos ein.
Wir müssen den Dingen auf den Grund gehen. Jetzt ist wahre interdisziplinäre Zusammenarbeit gefragt. Wir können die Lösungen nicht in Büchern nachlesen oder im Internet googlen. Wir können auch nicht ChatGPT fragen oder jemanden dafür bezahlen, uns die Lösung zu verraten. Wir müssen unser Denkvermögen zusammenkratzen, den Scharfsinn anschalten, grübeln und skizzieren, verwerfen und neu denken – wie Albert Einstein, wie wahre Wissenschaftler*innen.
Die Autorin:
Britta Scherer ist Koordinatorin der Graduate School of Logistics. Sie bringt die Forschungsthemen des Vorstandes und der Stipendiat*innen auf den Punkt und ist verantwortlich für das Community-Management.