Heißt das nicht Work-Life-Balance? Tatsächlich ist das Konzept der Work-Life-Integration im Grunde ein Nachfolgemodell der Work-Life-Balance. Der Unterschied: Während die Work Life Balance private und berufliche Lebensbereiche klar voneinander trennt und gleichzeitig versucht, sie ins Gleichgewicht zu bringen, setzt das Konzept der Work-Life-Integration auf eine sinnvolle Verbindung von privatem und beruflichen Leben.
Die digitalen Arbeitsformen – wie Homeoffice oder ortflexibles Arbeiten (Workation) – haben zu fließenden Übergängen zwischen Arbeit und Privatem geführt. Das Verständnis von und das Verhältnis zwischen Work und Life hat sich gewandelt. Die Vernetzung und der vermehrte Einsatz von neuen Technologien fordern einen Perspektivenwechsel. Wir sind ständig online. Während vor einigen Monaten das Checken von Social Media Nachrichten noch als privat galt, sind heute private Accounts Bestandteil von Öffentlichkeitsarbeit, Kundensupport und Networking. Terminvereinbarungen über LinkedIn, Recruiting über Instagram oder Markttrends über Reddit sind an der Tagesordnung. Zurecht stellt sich die Frage, wo fängt das Privatleben an und wo hört es auf?
Besonders junge Arbeitnehmer*innen wählen ihren Job nicht mehr nur nach den klassischen Kriterien aus, sondern legen viel Wert auf Flexibilität. Das kranke Kind von der Schule abholen, der Spaziergang mit dem Hund, der Arzt-Termin mitten am Tag – kein Problem, dafür wird abends eine Stunde drangehangen oder morgens um sechs Uhr bereits der Rechner angeschmissen. Das Konzept der Work-Life-Integration setzt auf das Miteinander von Arbeit und Privatleben – statt diese von vornherein als unvereinbar zu betrachten.
Mitarbeitende, die freier über ihre Lebenszeit entscheiden können, sind in der Regel ausgeglichener, arbeiten gerne und können Energie, Ressourcen und Zeit gezielt einsetzen. Sie werden in diesen Bereichen zu Selbstmanager*innen. Sie möchten ihren privaten Verpflichtungen nachkommen, aber auch beruflich up to date sein. Work und Life werden ausbalanciert, durch klare Prioritäten.
Wie an vielen Stellen in der aktuellen sozialen, ökonomischen und ökologischen Entwicklung (Digitales Kontinuum) braucht es einen Wandel, neue Arbeitskonzepte und ein neues Mindset. Unternehmen und Organisationen müssen Arbeitszeitflexibilisierung ermöglichen. Passende Ansätze bieten beispielsweise Vertrauensarbeitszeit, Gleitzeit, Telearbeit, Wochen-, Monats- oder Lebensarbeitszeit sowie Jobsharing. In Mehrschicht-Betrieben bietet das Wunscharbeitszeitmodell (Potsdamer Modell) Flexibilität. Soziale Konzepte zur Integration von Work und Life sind ebenfalls zu beachten, dazu gehören Kinderbetreuungsangebote, Programme zur Trauer- und Pflegeberatung, Rückzugsorte (Ruheräume, Sozialräume) oder auch ein Sportangebot.
Neben einer deutlich höheren Motivation sollen eine bessere Mitarbeitenden-Gesundheit, weniger Stress und mehr Produktivität zu den Vorteilen des Modells der Work-Life-Integration gehören. Studien zeigen, dass Unternehmen durch eine Arbeitszeitflexibilisierung ihren wirtschaftlichen Erfolg steigern können. Im Sinne der fortschreitenden Digitalisierung haben das klassische 9 to 5 Konzept und damit auch das Work-Life-Balance Modell ausgedient. Integration ist längst zur Realität geworden.
Anstelle von Work-Life-Integration nutzen auch einige Menschen den Begriff „Work Life Blending“.