Das geht raus an die Promovierenden da draußen, die aktuell nichts zu Papier bringen können: Ich bin seit über 15 Jahren redaktionell tätig – wissenschaftlich, populärwissenschaftlich, journalistisch … Nach so vielen Jahren in der Kommunikation sollte man meinen, sind Schreibblockaden kein Thema mehr. Weit gefehlt! Ich habe Schreibkompetenz, das heißt aber nicht, dass ich keine Probleme beim Schreiben haben, sondern dass ich lediglich weiß, wie ich mit den Problemen umgehen kann. Ihr könnt das auch lernen!
Die wichtigste Nachricht zuerst: Ihr seid nicht allein! Bereits mein gesamtes Berufsleben koordiniere ich Promovierende und früher oder später kam jeder und jede von ihnen zur Schreibblockade. Die Kritik im letzten Promotionsseminar war besonders streng, die Betreuerin war unzufrieden oder der Doktorvater hat zu viele Anmerkungen gemacht. Bei einer Promotion macht ihr so einige Krisen durch und irgendwann stellt ihr einfach alles in Frage, seid euch unsicher, ob das Thema überhaupt interessant oder relevant ist und manchmal ist auch einfach die Luft raus. Dann sitzt ihr von eurem Rechner, starrt auf das leere Dokument und wartet auf den Funken der Inspiration. Nur irgendwie will der nicht kommen…
Was mir in solchen Fällen am meisten hilft, ist die eigene Einstellung zu überdenken. Häufig setzten wir uns selbst dermaßen stark unter Druck, dass wir die Blockade verursachen. Wir erwarten, dass wir druckfertig Schreiben können – auf Anhieb. Die Realität sieht aber anders aus – auch bei Experten – nur sieht man bei fertigen Texten nicht, wie oft die überarbeitet wurden. Eine Dissertation ist so komplex, da könnt ihr euch nicht den Text im Kopf zurechtlegen und müsst dann nur noch runterschreiben. Der zweite Faktor ist Zeit: Wir wollen nicht nur auf Anhieb, sondern auch sofort fertig sein. Nehmt den Druck raus. Eine Schreibblockade ist erst dann ein Problem, wenn ihr über Wochen und Monate nichts zu Papier bringt und ihr merkt, dass ihr euch vorm Schreiben drückt. Bei einem so langen Prozess, wie dem Promotionsprozess, kommt es am Ende auf zwei Stunden oder zwei Tage nicht an.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Durch euren Dissertationsprozess könnt ihr Schreibkompetenz lernen. Da Schreiben aber viel Konzentration erfordert, liegt es in der Natur des Menschen, dass sich nicht jeder Tag, jeder Ort oder jede körperliche/geistige Verfassung zum Schreiben eignet. Versucht die für euch richtigen Voraussetzungen zum produktiven Schreiben zu finden.
Seid ehrlich zu euch selbst. Ist die Luft komplett raus, dann braucht ihr eine Pause. Zwingen bringt nichts. Letztendlich produziert ihr dann ein paar Zeilen gegen das schlechte Gewissen, inhaltlich werden die euch aber nicht weiterbringen. Geht eine Runde spazieren, genießt ein Eis oder macht einfach früher Feierabend und beschäftigt euren Geist mit etwas vollkommen anderen. Sport verhilft hier zu neuem Gleichgewicht.
Fehlt allerdings nur die Motivation, Inspiration oder der richtige Ansatz, um in den Schreib-Flow zu kommen, können folgende Vorgehensweisen helfen:
Verlasst bewusst den Platz an eurem Schreibtisch und geht an einen anderen Ort. Ein anderer Ort, bringt eine andere Perspektive und die kann enorm helfen.
Allein vor dem Rechner – woher soll die Inspiration denn kommen? Unterhaltet euch mit anderen Promovierenden, mit Betreuenden oder Koordinierenden. Sprecht offen über eure aktuelle Blockade und holt euch Inspiration aus Gesprächen. Wenn ihr anderen die aktuelle Fragestellung und das Vorgehen erklärt, kommt die Lösung meist ganz von allein.
Machen macht glücklich. Vielleicht habt ihr am Ende des Tages nicht zwei weitere Seiten zu Papier gebracht, aber zwei Grafiken überarbeitet? Das bringt euch im Promotionsprozess voran und gleichzeitig habt ihr durch den grafischen Fokus neue Inspiration für das Schriftliche gewonnen. Das Gewissen ist beruhigt und ihr habt ein Erfolgsgefühl, denn ihr wart nicht untätig.
Der Weg ist das Ziel. Statt an das Endergebnis zu denken, die druckfertigen Seiten, denkt euch Schritt für Schritt vorwärts. Sammelt die relevanten Aussagen, eure wichtigsten Punkte und Anmerkungen, aus denen das Kapitel bestehen soll – gerne auch mit Stift und Papier. Grammatik, Syntax und Co. lasst ihr erstmal außen vor, genauso wie eine Bewertung. Ihr macht ein Brainstorming mit euch selbst. Danach entscheidet ihr was drin bleibt und was raus kann und bildet einen roten Faden aus den Anmerkungen, so ist das Kapitel schon fast fertig.
Gemeinsam statt einsam. Plant Schreibphase gemeinsam mit anderen. Sucht euch eine Partnerin oder einen Partner, die/der gerade in der gleichen Situation ist und blockt euch gemeinsam ein paar Tage zum Schreiben. Die Anwesenheit der anderen Person kann dabei helfen, den Fokus auf den Schreib-Flow zu setzen.
Damit sollte es klappen. Schreibblockaden werden durch eure Einstellung oder die Umgebungsfaktoren verursacht. Beides könnt ihr ändern oder ihr wartet auf einen neuen Tag mit neuer Inspiration. Der Schlüssel ist eine entspannte Herangehensweise und ehrlich mit sich selbst zu sein. Nur wer Schreibblockaden verschweigt, macht sie zu einem Problem.
Britta Scherer
Koordinatorin der GSofLog
Berichtet im GSofLog Blog über Schreibblockaden und Lösungsansätze