Wie wir in unseren Beiträge bereits gezeigt haben, ist die Promotion ein durchaus herausforderndes Unterfangen. Ständige Selbstmotivation und ein strukturiertes Vorgehen sind gefragt. Wer dann auch noch Nachwuchs plant, kann schon mal doppelt oder dreifach belastet sein. Wie promovieren mit Kind funktionieren kann, verraten unsere zehn Tipps.

  • Tipp #1: Macht euch ein realistisches Bild.

Kleine Kinder schlafen viel und zwischendurch kommen Oma und Opa vorbei und kümmern sich um die Betreuung, da kann man die Zeit nutzen und fleißig an seiner Dissertation arbeiten. Erfahrungen zeigen, das funktioniert in der Regel nicht. Deshalb verabschiedet euch gleich von dieser Illusion. Gerade für konzeptionelle Arbeiten oder Analysephase benötigt ihr mehrere Stunden Konzentration, kurze Schlafphasen der Kinder reichen nicht aus. Bevor ihr produktiv arbeiten könnt, müsst ich selbst ins Thema reinkommen. Schlafpausen reichen da maximal zum Klären einiger organisatorische Dinge.

  • Tipp #2: Die Familie beteiligen.

Wie mehrere Studien zeigen, liegt die Hauptlast der Kinderbetreuung noch immer bei den Frauen. Sie übernehmen in der Regel einen Großteil der familiären und erzieherischen Aufgaben. Entsprechend groß ist die Doppelbelastung für Frauen, wenn sie Promotion und Familie unter einen Hut bringen wollen und müssen.

Aber der Aufwand kann geteilt werden. Der Partner/die Partnerin sollte für Freiraum sorgen und auch die übrige Familie sollte eingebunden werden. Wer frühzeitig die Ausgangssituation erklärt und um Hilfe bittet, kann feste Arbeitszeiten, wie beispielsweise jeden Samstag, gemeinsam planen.

  • Tipp #3: Akzeptieren, dass es langsamer voran geht.

Wichtig für die eigene Zufriedenheit ist ein Gleichgewicht zwischen eigenen Zielen und Arbeitsergebnissen. Als Mutter oder Vater, hat man schnell ein schlechtes Gewissen seinem Kind gegenüber, denn eigentlich sollte man zu 100 Prozent für den Kleinen oder die Kleine da sein. Auf der anderen Seite versucht man seine eigenen Ansprüche zu erfüllen und seine berufliche Laufbahn nicht in eine Sackgasse zu führen. Das Ergebnis ist oft eine Überforderung und damit einhergehend Unzufriedenheit.

Helfen kann es, wenn man bewusst und selbstbewusst erst einmal kleinere Schritte geht und damit am Ball bleibt. Man sollte sich selbst und seine innere Stimme nicht aus den Augen verlieren. So kann man eine Balance zwischen Familie und beruflichen Ziele finden.

  • Tipp #4: Planung ist das A und O.

Alle Eltern stehen vor den gleichen Fragen: Wie sind Arbeitszeiten und Anwesenheitspflichten geregelt? Worauf legt mein Doktorvater bzw. meine Doktormutter besonders viel Wert? Finden wichtige Besprechungen außerhalb von Kindergartenzeiten statt? Kann ein krankes Kind auch ausnahmsweise mal mit ins Büro kommen? Wie wird auf einen Antrag für Elternzeit reagiert? Ihr könnt diese Fragen frühzeitig klären und ein gemeinsames Verständnis für alle Beteiligten schaffen. So lässt sich Unterstützung durch die Großeltern, die Familie oder die Kita besser abstimmen.

  • Tipp #5: Unterstützung durch Universitäten in Anspruch nehmen.

Es zeigt sich, dass etwa die Hälfte der befragten Eltern mit der Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie generell zufrieden sind. Das liegt vor allem auch daran, dass viele Forschungseinrichtungen und Hochschulen bereits Kitas eingerichtet haben, deren Plätze speziell Studierende und Mitarbeitende vorgehalten werden. Dieses Betreuungsangebot kann helfen Promotion und Familie unter einen Hut zu bekommen. Es rät sich allerdings, frühzeitig eine Bewerbung an die Kita zu entrichten.

  • Tipp #6: Beratung in Anspruch nehmen.

Darüber hinaus bieten Gleichstellungsbeauftragte und Studentenvertretungen (z.B. AStA) an der Hochschulen Beratungen für promovierende Eltern an. Sie geben Tipps und Hilfestellungen für finanzielle, organisatorische und soziale Fragestellungen: Kindergeld, Elterngeld, Elternzeit oder Urlaubssemestern, Unterhalt, Zukunftsplanung, Kinderfreibeträgen. Auch für persönliche Fragestellungen findet ihr hier einen Ansprechpartner.

  • Tipp #7: Anforderungen deutlich definieren. 

Die/Der hat ein Kind, da kann man nicht viel erwarten. – Auch wenn diese Aussage nicht der Realität entspricht und auch Kolleginnen oder Kollegen es so nicht sagen, was im eigenen Kopf abläuft, ist noch einmal eine andere Geschichte. Für die Familienplanung muss man sich nicht entschuldigen. Es hilft, den Doktorvater oder die Doktormutter frühzeitig zu informieren und kontinuierlich die konkreten Anforderungen an die Doktorarbeit zu klären. So wird die eigene Dissertation nicht zu einem perfektionistischen Akt, sondern zu einem pragmatischen Vorhaben. Häufig sind die Anforderungen an einem selbst nämlich wesentlich höher, als es nötig ist. Bevor man sich verrennt, lieber im kontinuierlichen Austausch bleiben.

  • Tipp #8: Führt feste Routinen ein.

Wenn die Unterstützung durch die Familie, die Universität und den Partner/die Partnerin steht, gilt es eine geeignete Schreibroutine zu finden. Feste Tage und Uhrzeiten helfen dabei sich selbst zu motivieren und das Netzwerk aus Unterstützung zu koordinieren. Neben festen Arbeitsphasen hilft auch die Einführung von festen Familienphasen. So könnte beispielsweise jeder vierte Sonntag ein Familien-Tag werden. Mit Ausflügen bekommt man einen freien Kopf und kann gleichzeitig der Familie für die Unterstützung danken. Die feste Struktur hilft auch dabei, die Balance zwischen Promotion und Familie auszugleichen und das eigene Wohlbefinden zu steigern.

  • Tipp #9: Es ist machbar und nicht außergewöhnlich.

Doktorandinnen und Doktoranden mit Kindern bilden keine Randgruppe oder einen Ausnahmefall. Mehr als die Hälfte aller Promovierenden über 30 Jahre hat Kinder. Insofern ist Promovieren mit Kind für Universitäten und Betreuende Alltag. Es gibt einen großen Erfahrungsschatz auf den ihr zurückgreifen könnt und zahlreiche Erfolgsgeschichten.

  • Tipp #10: Ruhephasen sind ok.

Planung ist wichtig und richtig, aber das Leben lässt sich nicht durchplanen. Manchmal sind Kinder krank, man selbst ist krank oder man ist so eingespannt, dass einfach gar nichts mehr geht. Das ist ok. Gönnt euch bewusste Ruhephasen. Wer diese genießt, kann auch wieder motiviert in die Doppelbelastung einsteigen. Es bringt nichts, sich nach einem harten Tag oder einer harten Woche mit schlechtem Gewissen zum Arbeiten zu zwingen. Für gute Ergebnisse muss der Geist auch frisch und willig sein.