Immer mehr Organisationen legen Wert auf Nachhaltigkeit in ihren Lieferketten. Die Auswahl von Lieferanten, die soziale, ökologische und wirtschaftliche Kriterien erfüllen, ist jedoch keine leichte Aufgabe. In diesem Beitrag gehe ich auf zentrale Punkte ein, die bei der Entscheidungsfindung für eine nachhaltige Lieferantenauswahl zu beachten sind.

Nachhaltige Lieferketten als Herausforderung für Organisationen

Organisationen stehen bei der Erreichung ihrer Ziele vor zahlreichen Herausforderungen. Die Globalisierung und die zunehmende Vernetzung von Unternehmen erschweren die Kontrolle über die gesamte Lieferkette und stellen Unternehmen vor Herausforderungen hinsichtlich ökonomischer, sozialer und ökologischer Aspekte. Insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit sind viele Unternehmen aufgrund ihrer Größe und Komplexität noch nicht in der Lage, einen umfassenden Überblick über ihre Lieferketten zu erhalten und geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit zu ergreifen. Darüber hinaus kann die Auswahl nachhaltiger Lieferanten auch finanzielle und logistische Herausforderungen mit sich bringen, da möglicherweise zusätzliche Kosten für Umstellungen und Überwachung anfallen. Der Einkauf gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung und spielt eine strategische Rolle bei der Sicherung von Wettbewerbsvorteilen und Rechtskonformität von Unternehmen.

Gestaltung eines nachhaltigen Lieferantenauswahl-Prozesses

Das Ziel meines Dissertationsvorhabens ist die Gestaltung eines Entscheidungsprozesses für eine nachhaltige Lieferantenauswahl. Der Prozess beschreibt die Ablauforganisation, technische Methoden und die Rolle des Menschen im Entscheidungsprozess. Der Entscheidungsprozess für die nachhaltige Lieferantenauswahl soll dazu beitragen, die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens zu erreichen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Dabei sollen auch politische Zielsetzungen wie die UN Sustainable Development Goals und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz berücksichtigt werden. Die Nutzung von Methoden der multikriteriellen Entscheidungsanalyse und des Machine Learnings soll eine Beurteilung von Lieferanten hinsichtlich der drei Nachhaltigkeitsdimensionen (Ökologie, Ökonomie und Soziales) ermöglichen. Durch die Nutzung von Methoden der multikriteriellen Entscheidungsanalyse und des Machine Learnings können komplexe Entscheidungen effektiver und effizienter getroffen werden. Es soll auch eine bessere Integration von sozialen und ökologischen Kriterien in die Beschaffungsprozesse erreicht werden, um eine langfristige Sichtweise zu fördern.

Analyse und Bewertung von Einflussfaktoren bei der Entscheidungsfindung für eine nachhaltige Lieferantenauswahl

Um eine präzise Entscheidungssituation zu schaffen, ist es wichtig, Einflussfaktoren zu analysieren und zu bewerten. Dies fördert auch die prozessuale Rationalität. Bei der Entscheidungsfindung für eine nachhaltige Lieferantenauswahl sollten globale, aufgabenspezifische und interne Einflussfaktoren (z.B. politisch-rechtliche Einflussfaktoren, Einflüsse durch Auftraggeber, Einflüsse auf der internen Prozessebene) bewusst gemacht werden. Es ist wichtig, relevante Stakeholder zu identifizieren und deren Anforderungen zu berücksichtigen. Eine sorgfältige Analyse der Einflussfaktoren und die Berücksichtigung von Stakeholder-Anforderungen kann auch zu einem verbesserten Stakeholder-Management beitragen und das Verhältnis des Unternehmens zu den Stakeholdern stärken. Ein Kennzahlensystem zur Beurteilung von Lieferanten sollte die drei Nachhaltigkeitsdimensionen abdecken. Bei der Beurteilung von Lieferanten ist auch die Kommunikation mit ebendiesen notwendig. Eine transparente und offene Kommunikation mit Lieferanten kann dazu beitragen, die Zusammenarbeit und das Vertrauen zu stärken. Eine regelmäßige Überwachung und Bewertung der Lieferantenleistung kann dazu beitragen, Schwachstellen und Potenziale zur Verbesserung zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Diesbezüglich ist auch eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen des Unternehmens, wie z.B. Einkauf, Produktion, Qualitätssicherung und Nachhaltigkeitsmanagement wichtig. Diese kann dazu beitragen, eine ganzheitliche und koordinierte Strategie zur nachhaltigen Lieferantenauswahl zu entwickeln. Zudem unterstützt die fachliche Expertise jeder einzelnen Abteilung dabei, die Lieferantenleistung präzise zu bewerten.

Fazit

Eine nachhaltige Lieferantenauswahl kann eine Herausforderung darstellen, aber es ist wichtig, dies anzugehen. Indem Einflussfaktoren analysiert werden, können Entscheidungen präziser und rationaler getroffen werden. Zudem sollten Kennzahlen und Stakeholder-Anforderungen berücksichtigt werden, um eine erfolgreiche Auswahl zu gewährleisten.


Tobias Rösner

ist Stipendiat in der Graduate School of Logistics. Er promoviert in Kooperation mit thyssenkrupp Materials Serivces GmbH.

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