Motivation ist einer der entscheidenden Punkte im Promotionsprozess. Dabei spielt nicht nur die eigene Einstellung eine Rolle, sondern auch externe Faktoren. Ein mentales Auf und Ab schwingt während des gesamten Vorhabens mit. Wir haben für Dich einmal zehn Herausforderungen zusammengefasst und geben ein paar Tipps, wie Du diese meistern kannst oder zeigen zumindest andere Sichtweisen auf.

1. Intrinsisches Interesse vs. externe Motivation

Oder: Warum will ich Doktor werden?

Es beginnt bereits vor dem Start des Promotionsprozesses. Ob das Verfassen der Dissertation ein stetiger Kampf wird oder aber relativ einfach von der Hand geht, hängt von der Initialmotivation ab. Willst Du Doktor werden, weil dich das wissenschaftliche Arbeiten begeistert und Du schon immer ein vollkommen neues Thema tiefgreifend erarbeiten wolltest? Oder haben dir Professoren diesen Weg empfohlen, weil er wohl ganz gut zu dir passt? Musst Du promovieren, weil es für deine geplante Karriere unabdingbar ist? Ist in deiner Familie einfach jeder Doktor oder keiner und Du musst dringend der erste sein? Welche Gründe es bei dir auch sein mögen, stelle dir die Frage: Warum will ich ein Doktor sein? Folgst Du einem intrinsischen Interesse, wird dir promovieren Spaß machen.

2. Eigener Narzissmus vs. Realität

Oder: Welche Erwartungen stelle ich an mich selbst?

Eine Doktorarbeit ist eine Doktorarbeit und wird in der Regel nicht die Welt verändern, sondern einen Beitrag zu einem großen Ganzen leisten. Wenn da nicht der eigene Narzissmus wäre… Denn in der Vorstellung arbeitet jeder Doktorand gerade am großen Wurf und erwartet von sich die absolute Perfektion. Wenn jetzt während des Promotionsprozesses die Idealvorstellung und die Realität aufeinandertreffen, schwindet die Motivation. Deine Initialmotivation sollte also idealerweise nicht der Nobelpreis sein, es wäre doch sehr ambitioniert. Mache dir klar, was promovieren bedeutet.

3. Was Du heute kannst besorgen…

Oder: Was ist Prokrastination?

Viele Promovenden arbeiten nebenbei oder es fehlt ihnen der richtige Werkzeugkasten um strukturiert vorzugehen. Davon ab, entsteht eine Dissertation auch über drei bis fünf Jahre. Folge: Man muss sich immer wieder in die einzelnen Arbeitspakete einarbeiten, wie zum Beispiel den Stand der Technik. Das kann mühselig sein und erfordert sich ständig neu zu motivieren. Nicht ohne Grund gibt dafür ein Fachwort: Prokrastination. Man schiebt die To Dos gerne auf morgen, nächste Woche oder nächsten Monat. Gerade wenn es sich um Arbeitspakete handelt, die eher trocken sind oder aber „Sisyphusarbeit“, wie Literaturangaben. Der Berg wird immer Größer und die Motivation schwindet.

Einfach mal machen. Beiß Dich durch. Das steigert die Motivation ungemein. Man fühlt sich gut, weil es geschafft ist.

4. Selbstwahrnehmung vs. Fremdwahrnehmung

Oder: Wie gehe ich mit Feedback und Kritik vom Doktorvater um?

Der Doktorvater oder die Doktormutter nehmen Einfluss auf die Motivation. Das Zwischenmenschliche spielt eine wichtige Rolle. Du stellst deine Zwischenergebnisse vor, bist stolz auf dich und erhältst ein eher mäßiges Feedback? Das wars dann mit der Motivation. Dein Doktorvater ist auch dein Chef? Naja, dann ist ja klar, dass deine Arbeitsleistung auch in die Bewertung deines Forschungsvorhabens einfließt? Dein Doktorvater bittet dich zusätzliche Aufgaben zu übernehmen? Ja, klar, dass machst Du gerne, denn Du willst ihn ja nicht verstimmen. Es entstehen Druck und Unsicherheit. Wie weit darfst Du gehen? Was hat welchen Einfluss? Darfst Du Unterstützung einfordern?

Es ist, wie mit jedem anderen Menschen auch. Doktorväter sind auch nur Menschen. Sie haben mal bessere, mal schlechtere Laune. Sind mal besser und mal schlechter vorbereitet. Sind in machen Themen mehr drin, als in anderen. Hol zu Beginn eines jeden Gespräches dein Gegenüber ab. Gib eine kurze Zusammenfassung und eine Agenda vor, damit alle die Möglichkeit haben, sich einzufinden. Sei möglichst konkret und formuliere deine Vorstellungen für das Gespräch. Mit der entsprechenden Vorbereitung sollte das Gespräch gut laufen. Wenn das Fazit nicht zufriedenstellend ist, sprech deine Enttäuschung offen und sachlich an und schafft die Unstimmigkeit gleich aus der Welt, dass schafft auch ein besseres zwischenmenschliches Miteinander und ein Verständnis auf beiden Seiten.

5. Berg erklimmen

Oder: Wo geht es lang?

Du siehst das Ziel – ganz oben, auf dem Berg, es ist weit weg. Vor allem zu Beginn scheint das Ziel manchmal unerreichbar groß und weit entfernt. Daher ist es wichtig, bereits am Anfang Meilensteine festzulegen und deren Erreichen zu feiern. Andernfalls bekommt man schnell den Eindruck, dass noch unendlich viel vor einem liegt und verfällt leicht in Panik. Panik jedoch ist ein Killer für die Motivation. Denn aufgrund biochemischer Vorgänge im Körper lähmt Angst die Kreativität und Leistungsfähigkeit – Du fällst in ein Tief.

6. Schlangenlinien und Parcours

Oder: Führt dieser Weg wirklich zum Ziel?

Der Weg nach ganz oben, ist leider kein gerader. Wie auch? Schließlich bist Du der erste, der ihn geht. Es warten viele Sackgassen, Kreuzungen, Matschpfade und manchmal auch unnötige Schwenker auf dich. Es kann passieren, dass Du dich verirrst und dann? – Zurück auf Start. Ganz schön deprimierend. Hinterfrage die eingeschlagenen Wege kritisch. Stelle dir folgende Frage: Führt dieser Weg wirklich zum Ziel? So kannst Du Irrwege frühzeitig entlarven.

7. Der Klassiker

Oder: Warum ist alles andere gerade spannender?

Auch ohne Panik, mit einem Fahrplan, Meilensteinen und der richtigen Initialmotivation hat jeder Doktorand mit den klassischen Motivationsschwierigkeiten zu kämpfen. Eigentlich scheint die Sonne, eigentlich will ich Freunde sehen, eigentlich will ich an den See, … Ausreden sind dann schnell zurechtgelegt. Der Schreibtisch muss erstmal aufgeräumt werden, da ist noch ein wichtiges Gespräch zu führen und vielleicht sollte erstmal der Spam-Ordner geleert werden. Die Promotion stellt höchste Anforderungen an die Selbstdisziplin und Selbstorganisation. Setze feste Arbeitszeiten fest und schaffe eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Räume deinen Arbeitsplatz nach getaner Arbeit auf und vermeide Ablenkungen durch Anrufe, Nachrichten und Emails.

8. Schreibblockaden

Oder: Runterschreiben ist das kleinste Problem – nicht?

Doktorarbeiten sind zu umfangreich, als dass man sie einfach runterschreiben könnte, nachdem man alle Erkenntnisse zusammengetragen hat. Vielmehr sollte das Schreiben Teil des Forschungsprozesses sein. Daher sollte man möglichst früh mit der Verschriftlichung der eigenen Forschungsergebnisse beginnen und den Prozess des Schreibens kontinuierlich fortführen. So vermeidet man, sich eines Tages einer riesigen Materialsammlung gegenüberzusehen, die dann in ihrer Fülle so scheinbar nicht mehr aufs Papier zu bringen ist. Darüber hinaus unterschätzen viele den Akt des Schreibens. Formulieren, Grammatik und ein roter Faden sind häufig doch größere Herausforderungen als erwartet.  

9. Wissensfülle

Oder: Das kann auch noch rein, oder?

Das Ziel scheint klar und der Weg mehr oder weniger auch. Doch die Promotion ist auch ein Lernprozess. Du eignest dir Wissen an. Über je mehr Wissen Du verfügst, desto deutlicher wird dir auch das Unwissen. Immer wieder werden dir die Wissenslücken bewusst – nicht nur deine eigenen, sondern auch die der anderen, die der Wissenschaft. Aus einem Promotionsthema werden dann schnell drei. Denn irgendwie muss ja alles einfließen. Beschränke dich bewusst auf einen sinnvollen Umfang. Eine Dissertation deckt eine Forschungslücke ab und kann Ausblicke auf weitere geben. Du kannst in dieser einen Arbeit aber nicht alle offenen Fragen der Forschung beantworten, sonst wird deine Promotion zu einer nerver ending story.

10. Persönlich wachsen

Oder: Warum ist es trotzdem so schwer?

Tipps und andere Perspektiven sind ja schön und gut, aber am Ende bleibt die Arbeit doch an dir hängen. Ja, so ist es. Bei einer Promotion geht es nicht nur darum, sich auf einem akademischen Fachgebiet weiterzuentwickeln, sondern auch darum, an dieser Herausforderung persönlich zu wachsen. Du entwickelst eigene Strategien, mit Frust und Unlust umzugehen und Versagensängste zu überwinden. Den Job kann dir keiner abnehmen. Versuche es positiv zu sehen. Was Du während des Prozesses lernst, kann dir keiner mehr nehmen. Eine harte Schule, die dich persönlich weiterbringt.

Keiner hat gesagt, dass es einfach wird. Unsere Erfahrungen zeigen, dass jeder Promovend während seiner Dissertation an seine persönlichen Grenzen kommt – mehrfach. Die Motivation hängt von so vielen Faktoren ab. Mit der richtigen intrinsischen Motivation wird es auch nicht einfach, aber einfacher.