10 Schritte zur agilen Wertschöpfung

Corona hat uns ganz schön aus der Bahn geworfen. Durch die Pandemie waren wir gezwungen schnell zu reagieren und unsere Prozesse anzupassen, insbesondere in produzierenden Unternehmen. So haben wir uns in kürzester Zeit neu organisiert. Aus Büroalltag wurde Homeoffice, neue Schichtpläne wurden erstellt und teilweise ganze Produktionssysteme umgestellt, damit der Fokus auf dringend benötigte Produkte gelegt werden konnte. Und: Wir waren erfolgreich. Deutschland hat flexibel und agil auf die Herausforderung reagiert. 

Mit der richtigen Einstellung und den richtigen Gestaltungsprinzipien sind wir in der Lage uns anzupassen. Es gibt viele Innovationen und Technologien, die uns bei der Gestaltung unterstützen. Jetzt heißt es dran bleiben und aus der Krise eine Chance formen. Deshalb haben wir die zehn Schritte zu einer agilen Wertschöpfung kompakt zusammengefasst.

1. Unternehmenskultur als Grundvoraussetzung für die Wandelbarkeit

Lernen Sie mit dem richtigen Mindset Veränderungen als Chance zu sehen und betreten Sie neue Wege für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Die Einstellung hat entscheidenden Einfluss auf den Umgang mit der Krise. Fokussieren Sie sich auf die Möglichkeiten und suchen Sie kreativ Lösungsansätze. Sie haben die Chance Ihr Produktportfolio umzustellen, neue Dienstleistungen anzubieten oder Ihre Prozesse anzupassen.

2. Ganzheitlich individuell

Zeigen Sie für eine strategische Steuerung ein konkretes gemeinsames Ziel auf und leben Sie das Mindset vor. Geben Sie Ihren Mitarbeitern Freiräume den Weg zum Ziel individuell zu gestalten. Sie werden überrascht sein, wie viele konstruktive und agile Umsetzungsmöglichkeiten entstehen. Dabei ist nur wichtig, dass Sie Ihre Mitarbeiter schützen und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergreifen.

3. Selbstorganisation braucht Führung

Motivieren und unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter dabei Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. In diesen Tagen sind wir darauf angewiesen, dass sich Mitarbeiter selbst organisieren. Damit nicht das Chaos regiert, ist eine gute Führung entscheidend.

4. Proaktive Vermeidung von Fake-News

Kommunizieren Sie offen, verständlich und auf Augenhöhe und schaffen Sie so eine vertrauensvolle Basis für die Kollaboration in turbulenten Zeiten. Fake-News verbreiten sich in diesen Tagen wie ein Lauffeuer und verunsichern die Mitarbeiter. Eine klare Ansprache an die Belegschaft sorgt für eine transparente Informationslage. Eine gute Kommunikation führt zu einer schnelleren/besseren Reaktion.

5. Labyrinth der Informationen

Reduzieren Sie die Komplexität des benötigten Wissens und sichern Sie eine personenunabhängige Verfügbarkeit, um an Schnelligkeit und Nachhaltigkeit zu gewinnen. Aufgrund der Pandemie kann es zu einem hohen Krankheitsstand kommen und wichtige Mitarbeiter fallen aus. Oft verfügen einzelne Mitarbeiter über Wissen, das nicht zentral zugänglich ist.

6. Hoch qualifizierte Mitarbeiter

Setzen Sie ihre Mitarbeiter entsprechend ihrer Fähigkeiten ein und entwickeln Sie diese strategisch weiter. Ihre Mitarbeiter sind Ihre wertvollste Ressource. Gut ausgebildete Mitarbeiter sind gerade in Krisenzeiten besonders überlebensnotwendig. Wertschätzung ist das entscheidende Schlagwort. Sie sollte auch über die Krise hinaus anhalten.

7. Transparenz im Kampf gegen die Zeit

Jetzt gestalten Sie Prozesse sowie Informationen über Ressourcen und Anforderungen transparent, um jederzeit und reaktionsschnell die richtigen Stellschrauben zu finden und das Produktionssystem nachzujustieren. Gerade in der jetzigen Engpasssituation sollten Defizite leicht aufgedeckt werden können, die andernfalls beispielsweise aufgrund von zu hohen Beständen unentdeckt geblieben wären.

8. Qualität vor Quantität

Wählen Sie mit Hilfe von smart definierten Zielen und einem intelligenten Kennzahlensystem individuell die für Sie richtigen Agilitätshebel zur gewünschten Anpassungsfähigkeit. Nicht jede Lean-Methode sorgt dafür, dass das Unternehmen schlanker und produktiver wird. Es kommt viel mehr auf die gezielte Auswahl von Maßnahmen und Methoden im Kontext einer ganzheitlichen Optimierung an. 

9. Innovative Technologien

Nutzen Sie die Digitalisierung als Enabler für agile Gestaltungsprinzipien für Ihre altvertrauten Prozesse. Mit Homeoffice, online-Bestellungen, digitalen Lernplattformen und kontaktlosem Bezahlen sind wir bereits vertraut. Doch es gibt noch unzählige neue Technologien im Bereich der Digitalisierung, die uns den Alltag sowie auch die Produktion erleichtern können. Mit Hilfe der additiven Fertigung lässt sich z.B. dringend benötigtes Schutzequipment herstellen.

10. Logistik als entscheidender Wettbewerbsfaktor

Die Logistik ist weitgehend unsichtbar aber maßgeblich dafür verantwortlich, dass das Wertschöpfungssystem funktioniert. Neue Logistikkonzepte können die Planung, Steuerung und Vernetzung flexibler und wandlungsfähiger gestalten. So kann eine durchgängige Versorgung – auch in Krisenzeiten – sichergestellt werden.

Die letzten Wochen haben einige Denkweisen und Standardabläufe auf den Kopf gestellt und ein agiles Vorgehen zum Vorschein gebracht. Jetzt sollten wir dran bleiben und auch nach der Krise eine lösungsorientierte Herangehensweise beibehalten.

Unsere Expertin

Christina Radtke
Christina Radtke
Fraunhofer-Institut für
Materialfluss und Logistik
christina.radtke@iml.fraunhofer.de