Christina ist Promotionsstipendiatin in der Graduate School of Logistics an der TU Dortmund und hat für euch ihre persönlichen Fuck-up Momente während ihres bisherigen Promotionsprozesses zusammengestellt. Fuck-ups sind Fehler, die im (Berufs-)Alltag vorkommen, aber keiner möchte drüber sprechen. Gerade in Deutschland hängen wir doch recht häufig an der Perfektion. Fakt ist aber, Fehler passieren, sie sind ganz normal. Es ist wichtig darüber zu sprechen, sie transparent zu machen und nicht unter den Teppich zu kehren. Nur so können wir aus Fehlern lernen und dem ungeheuren Innovationshunger unserer Zeit gerecht werden. Resilienz entsteht, wenn man aus Krisensituationen heil herauskommt, dafür müssen wir den Fehlern aber den negativen Beigeschmack des Scheiterns nehmen. Christin geht mit gutem Beispiel voran.

1. Ein Probelauf kann nicht schaden!

In der Graduate School of Logistics findet nach ca. 9 Monaten eine Zwischenprüfung statt. Reicht die wissenschaftliche Vorarbeit für eine erfolgreiche Promotion aus? War die Promotion die richtige Entscheidung? Ist eine Forschungslücke identifiziert und steht der Zeitplan? Diese und weitere Fragen werden geklärt. Dafür erstellen die Stipendiat*innen einen 10-seitigen Bericht und eine 30-min Präsentation. Blöd nur, wenn man aus Angst vor Feedback diese Präsentation nicht vor anderen Promovierenden testet und dann in der Prüfung viel weniger Zeit braucht , als erwartet. „Naja, knapp bestanden, ist auch bestanden. Es hätte aber nicht knapp werden müssen“, gesteht Christina ein.  

Lernt aus den Erfahrungen anderer und nutzt das Feedback von Probevorträgen.

2. Promovieren 9 to 5

Man setzt sich morgens um 8 Uhr an den Rechner, macht um 12 Uhr Mittagspause und schließt um 17 Uhr den Rechner – Feierabend. Wenn der Kopf nicht mehr will, setzt das schlechte Gewissen ein. Pausen oder früher Feierabend passen nicht in den Zeitplan, schließlich besteht ein Arbeitstag aus 8 Stunden Arbeit. Blöd nur, die Promotion ist „schlicht nicht so stumpf wie ein Konzern-Job“, sagt Christina. Das Gehirn ist oft nicht in der Lage acht Stunden am Stück Literaturrecherche zu betreiben oder über die gleiche Zeit neuen Text zu produzieren.

Findet für euch heraus, wie der Promotionsplan und Entspannung kombiniert eine Work-Life-Balance ermöglichen.

3. Unstrukturiert Bücher wälzen

Zu Beginn der Promotion gilt es, sich einen Überblick über die vorhandene Literatur zu schaffen. Dazu muss man – wer hätte das gedacht? – sehr viel lesen, sichten und überfliegen. Christina hatte zwar eine Idee, wie ihre Arbeit aussehen kann, las aber immer mehr und mehr und zwar ohne System und Struktur und das Gelesene konnte nicht für Zitate, als Quelle oder für Argumentation verwendet werden.

Geht strukturiert vor – von Anfang an und bei jedem Schritt.

4. Unstrukturiert Methoden suchen

„Nachdem ich dann durch eine systematische Literaturrecherche mein Thema gefunden hatte (große Empfehlung!), habe ich unstrukturiert Methoden dazu rausgesucht (keine Empfehlung!).“ Geht in jedem Schritt des Promotionsprozesses strukturiert vor, dokumentiert und argumentiert.

Geht in wirklich jedem Schritt strukturiert vor.

5. Termine mit dem Doktorvater nicht ernst genug nehmen

„Richtig cool, wenn sich der Doktorvater Zeit für einen Regeltermin nimmt! Aber ich habe mir nicht immer die Zeit genommen, die Präsentationen schön und managementgerecht aufzubereiten. Daran sind gute Ideen gescheitert, die einen Monat später, besser ausgearbeitet und aufbereitet, dann akzeptiert wurden.“

Tretet euren Betreuenden respektvoll gegenüber und spart euch Zeit durch eine strukturierte und zielgruppenspezifische Darstellung.

6. Feedback persönlich nehmen

„Ich bin nicht unfehlbar, aber habe es in Bezug auf meine Dissertation gedacht. Da steckt so viel Zeit und Mühe drin, häufig kam dennoch schlechtes Feedback (Siehe oben: unstrukturiertes Vorgehen) und das habe ich zu oft persönlich genommen. Das war dann oft ein Downer und damit weiterarbeiten war anschließend nicht drin.“

Nehmt Feedback konstruktiv.

7. Ein Netzwerk als gegeben und immer verfügbar annehmen

„Wenn ich Ansprechpartner*innen aus dem Netzwerk brauche, dann dauert das etwas länger, da wir beim ersten Gespräch einen Kennenlerntermin brauchen – und andere Terminkalender sind schlicht voller als meiner. Hätte ich früher angefangen, informell bei Veranstaltungen etc. ein Netzwerk aufzubauen, hätte ich mir einige Zeit sparen können.“

Ein wissenschaftliches Netzwerk ist für eine erfolgreiche Promotion unabdingbar.

8. Sich auf Online-Tools verlassen

„Das mach ich kurz auf Deutsch und übersetze es dann mit DeepL, geht schneller! Das geht wirklich schnell. Ob besser, steht auf einem anderen Blatt. Ich habe ein Paper inklusive aller Quellenangaben durch DeepL laufen lassen. Ich sag mal so, der Inhalt war gut, aber Sprache und Zeichensetzung waren mir *richtig unangenehm*.“

Nutzt Online-Tools und Software nur zur Unterstützung, nicht, um den einfachen Weg zu gehen.

9. Literaturverwaltung unterschätzen

Das pflege ich später ein, sagte sie, und der Erzähler aus dem Off bemerkt, sie pflegte es natürlich nicht später ein. Bei einem Erstentwurf von Geschriebenem, habe ich die Quellenangaben einfach händisch in Word eingetragen. Dann lag es rum, und lag länger rum, und noch länger… und dann hatte ich noch einen Namen und ein Jahr aber keine Ahnung mehr, wo dieses verflixte Buch herkam, geschweige denn, wie es hieß. Also, nach dem Erstentwurf direkt mit Citavi Quellen einfügen. Das dauert vielleicht eine Stunde, aber geht schneller als die spätere Suche.

Nutzt Literaturverwaltungssoftware.

10. Den Review Prozess unterschätzen

„Ich konnte bisher ein Paper in einem Journal veröffentlichen. Bei jedem Feedbackprozess hatte ich ca. zwei Wochen Zeit zur Überarbeitung, bevor ich dann drei Monate auf eine Antwort gewartet habe. Der Gesamtprozess dauerte insgesamt ca. ein Jahr. Damit hatte ich vorab nicht gerechnet. Über den Zeitverlauf passte das To Do irgendwie gar nicht in mehr in meinen Zeitplan. Ohne meinen Co-Autor, hätte ich zwischenzeitlich schon fast aufgegeben.“

Feedback aus der wissenschaftlichen Community ist wichtig. Plant ausreichend Zeit für Reviewprozesse ein. Ein*e Co-Autor*in kann manchmal nicht schaden. 

Wer mehr über Christina erfahren möchte, kann einen Blick auf ihr Profil werfen.