Unsere Welt ist farbenfroh und divers. Auch die Wissenschaft sollte alle Personen ansprechen. Früher oder später stellt sich also die Frage, wie ihr in eurem Promotionsprozess mit der Adressierung unterschiedlicher Geschlechter umgeht. Wir haben euch ein paar Tipps zusammengefasst.

Bevor es kompliziert wird, die drei entscheidenden Punkte vorab:

  1. Es gibt nicht den einen Weg bzw. die richtige Vorgehensweise. Zumindest aktuell noch nicht.
  2. Der Verlag, bei dem ihr eure Dissertation oder euren Journalbeitrag veröffentlichen wollt, macht konkrete Vorgaben, an die ihr euch halten müsst.
  3. Sprecht mit der betreuenden Person über ein passendes Vorgehen.

Das generische Maskulinum war in der Wissenschaft bisher geläufig, allerdings verletzt es das Prinzip der Angemessenheit. Es schließt nicht nur Frauen, sondern auch non-binäre Menschen aus. Angemessen und anerkennend könnt ihr eure Forschungsergebnisse mit inklusiver Sprache formulieren. Diese ist geschlechtsneutral und geschlechtergerecht.

In der deutschen Sprache gibt es viele gängige Varianten inklusiver und inkludierender Sprache. Der DUDEN ist hier meist das ausschlaggebende Fachbuch bei allen Fragen rund um das geschriebene Wort. Allerdings greift der DUDEN erst Begriffe und Regeln auf, wenn sie sich im Sprachgebrauch durchgesetzt haben und als feste Entwicklung der Gegenwartssprache gelten. Die eine Antwort zum richtigen Gendern gibt es also nicht. Ihr entscheidet selbst – kontext- und situationsabhängig. Wichtig ist, dass sich euer Gegenüber, eure Zielgruppe angesprochen fühlt.

Die Verbindung beider Geschlechter – beispielsweise Studentinnen und Studenten – spiegelt grundsätzlich nur die Ansprache von zwei Geschlechtern wider (binär). Wer alle Geschlechtsidentitäten gleichermaßen adressieren möchte (binär und non-binär), hat grundsätzlich mehrere Möglichkeiten. Seid euch dessen bewusst, dass rein grammatikalisch und syntaktisch keine Form der inklusiven Sprache formal korrekt ist. Deshalb sprecht eure geplante Vorgehensweise mit dem*der betreuenden Professor*in ab. Da es in Deutschland aktuell noch keine korrekte Form des Genderns gibt, solltet ihr euch auch frühzeitig über die Anforderungen des Verlages, bei dem ihr veröffentlichen wollt, informieren.

Die Substantivierte Verlaufsform

Aus Studentinnen und Studenten wird Studierende. Aus Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden die Teilnehmenden. Die Substantivierte Verlaufsform oder auch das substantivierte Partizip machen aus einem klassischen Nomen durch die Nutzung des Verbs und die Ergänzung der Endung -enden oder -ende die neutrale Mehrzahl. Diese Verlaufsform lässt sich allerdings nicht durchgängig nutzen, denn von einigen Substantiven gibt es schlicht weg kein Verb. Ein Beispiel sind Professorinnen und Professoren, denn es gibt keine „Professorenden“. Dann habt ihr zwei Möglichkeiten: Entweder ihr werdet bei der Formulierung kreativ („dozierende Personen“, „Betreuende“, …) oder ihr schwenkt auf die Doppelform (Professorinnen und Professoren) um. Beachtet aber, es kann in eurem Fall beispielsweise keine Erstprüfenden geben, denn an erster Stelle steht nur eine Person. Hier dann „Prüfer“ zu sagen, ist auch vollkommen legitim, es sei denn, es handelt sich um eine Frau oder eine non-binäre Person.

Die Genderpause

Das sogenannte Gendersternchen ist die anerkannteste Variante der inklusiven Schreibform. Statt einem Sternchen kommen auch Doppeltpunkte, Schrägstriche oder Unterstriche zum Einsatz. In jedem Fall symbolisiert das zusätzlich ergänzte Zeichen ein nicht genauer definiertes non-binäres Geschlecht. Beispiele sind: Professor*innen, Student:innen und Stipendiat/innen. Das Gendersternchen gilt sowohl für Substantive als auch für bestimmte und unbestimmte Artikel sowie Pronomen. Die aktuelle Schreibweise wäre also „der*die Student*in“. Der Lesefluss entscheidet über die Nennung des ersten Artikels (der Student, die Studentin). Gleiches gilt auch für „des*der Student*in“. Innerhalb des Ansatzes ist diese Vorgehensweise korrekt, auch wenn die Schreibweise rein grammatikalisch betrachtet, inkorrekt ist, denn die Endung (des Studenten) wird geschluckt.

Auch hier gibt es Einschränkungen. Sächliche Worte sind geschlechtsneutrale Oberbegriffe. Ein Beispiel ist das Wort „Mitglieder“, hier gibt es keine weibliche Form (Mitglieder*innen, Mitglied*innen). Wer die Genderpause durchgängig berücksichtigen möchte, wählt dennoch die Gendersternchen-Variante. In diesem Fall wäre wohl Mitglied*innen die korrekte Variante. Andernfalls wäre der Einsatz des sächlichen Wortes die grammatikalisch korrekte Vorgehensweise.


Wer nun denkt, dass ein Verfassen in englischer Sprache die einfachere Variante ist, sollte beachten, dass hier ähnliche Entwicklungen stattfinden. Statt auf he/him/her und she/her/her wird auf genderneutrale Pronomina gesetzt: they, their. Auch in der Anrede ergeben sich laut United Nations und dem US-amerikanischen National Council of Teachers of Englisch Änderungen. Statt Mister, Misses und Miss (Mr./Mrs./Ms.) ist in einige Wörterbücher die Anrede „Mx.“ aufgenommen worden und wird derzeit auch in vielen Unternehmen und Institutionen so gelebt.  

Ihr seht, es gibt noch kein einheitliches Vorgehen beim Gendern. Ein regelmäßiger Blick in den DUDEN oder in bekannte Wörterbücher kann helfen. Hier wird es irgendwann eine einheitliche Schreibweise geben. Bisher halten sich die unterschiedlichen Nationen und auch Deutschland vor, die Entwicklungen genauer zu verfolgen. Wir empfehlen euch dennoch, wo möglich, inklusive Sprache einzusetzen. Wählt allerdings eine Form des Genderns aus und zieht diese konsequent durch.