Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle bei der Erreichung politisch gesteckter Ziele, insbesondere der UN Sustainable Development Goals (SDGs). Die SDGs sind eine Reihe von 17 Zielen, die bis 2030 eine nachhaltige Entwicklung auf wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Ebene fördern sollen. Durch die Integration dieser Ziele in die Unternehmensstrategie können Unternehmen nicht nur einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt leisten, sondern auch langfristige Wertschöpfung und Wettbewerbsvorteile erzielen.
Die Integration der SDGs in die Balanced Scorecard erfordert eine Anpassung der traditionellen Perspektiven. Die ursprüngliche Kundenperspektive wird durch eine Stakeholder-Perspektive ersetzt, und die Triple-Bottom-Line-Dimensionen (Ökonomie, Ökologie und Soziales) werden in die traditionellen Perspektiven der Finanzen, internen Prozesse, des Lernens und Wachstums integriert. Dadurch wird sichergestellt, dass die Unternehmensstrategien mit der Vision des Unternehmens im Einklang stehen und die Nachhaltigkeitsziele umfassend berücksichtigen.
Die Auswahl der geeigneten SDGs für die Unternehmensstrategie erfordert einen strukturierten Entscheidungsprozess. Die multikriterielle Entscheidungsfindung kann dabei helfen, die richtigen Ziele zu identifizieren. Dieser Prozess beinhaltet die Problemidentifikation, Problemstrukturierung, Modellbildung, Modellanwendung und die Entwicklung eines konkreten Aktionsplans.
Konkret können folgende Schritte bei der Integration der SDGs in die Unternehmensstrategie befolgt werden:
- Design der Balanced Scorecard: Entwickeln Sie eine angepasste Balanced Scorecard, die die SDGs und die Triple-Bottom-Line-Dimensionen einbezieht. Definieren Sie klare Ziele und Indikatoren für jede Perspektive, um den Fortschritt bei der Umsetzung der SDGs zu messen.
- Strategie für die Auswahl der Alternativen: Bei der Auswahl der SDGs, die in die Unternehmensstrategie integriert werden sollen, beachten Sie die Triple-Bottom-Line und nehmen Sie eine integrative Betrachtung ökonomischer, ökologischer und sozialer Ziele vor.
- Auswahl der relevanten UN SDGs: Identifizieren Sie die SDGs, die am besten zu Ihrer Unternehmensvision und -strategie passen. Berücksichtigen Sie dabei die Auswirkungen Ihres Unternehmens auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft.
- Auswahl der passenden Indikatoren: Für jedes ausgewählte SDG sollten geeignete Indikatoren definiert werden, um den Fortschritt und die Zielerreichung zu messen. Wählen Sie Indikatoren aus, die sowohl quantitativ als auch qualitativ messbar sind und die spezifischen Aspekte des SDGs abbilden. SDG Compass (–> https://sdgcompass.org/ ) kann Ihnen bei der Auswahl der Indikatoren helfen.
- Paarweise Vergleiche mit AHP: Verwenden Sie die Analytic Hierarchy Process (AHP)-Methode, um die individuelle Wichtigkeit der ausgewählten SDGs für Ihr Unternehmen zu bestimmen. Führen Sie paarweise Vergleiche durch, um die relative Priorität der SDGs zu ermitteln.
- Bewertung der Alternativen mit TOPSIS: Verwenden Sie die Technique for Order of Preference by Similarity to Ideal Solution (TOPSIS)-Methode, um Alternativen basierend auf den ausgewählten SDGs zu bewerten. Nehmen Sie mindestens zwei Entscheidungsoptionen als Alternativen (z.B. Lieferanten) und bewerten Sie sie hinsichtlich ihrer Leistung in Bezug auf die SDGs.
Durch die Anwendung dieser Methoden können Unternehmen eine fundierte Entscheidung treffen und sicherstellen, dass ihre Unternehmensstrategie mit den relevanten SDGs in Einklang steht. Die Integration der SDGs in die Unternehmensstrategie bietet die Möglichkeit, langfristige Wertschöpfung zu schaffen, das Image des Unternehmens zu verbessern und einen positiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Es ist wichtig, den Prozess regelmäßig zu überprüfen und anzupassen, um sicherzustellen, dass die SDGs kontinuierlich in der Unternehmensstrategie verankert sind und erfolgreich umgesetzt werden.
Beispiel: Mit dem Analytischen Hierarchieprozess wurde festgelegt, welche SDGs den größten Stellenwert für das Unternehmen haben. Auf dieser Basis soll ein Lieferant ausgewählt werden. Dafür werden min. 2 Lieferanten als „Alternative“ im Hinblick auf die vorher ausgewählten und gewichteten SDGs mit der TOPSIS-Methode bewertet. Lieferant X ist beispielsweise „sehr gut“ im Hinblick auf faire Bezahlung, wobei Lieferant Y diesbezüglich nur ein „befriedigendes“ Ergebnis erzielt. Die Bewertung mit „sehr gut“ und „befriedigend“ reicht für die Bewertung aus, da sprachliche Variablen mit der Fuzzy Set Theory in quantitative Daten überführt werden können. Im Ergebnis wird ein Lieferant vorgeschlagen, dessen Performance am besten zu den nachhaltigen Zielen des Unternehmens passt.
Die Integration der UN Sustainable Development Goals (SDGs) in die Unternehmensstrategie bietet Unternehmen die Chance, nicht nur nachhaltig zu handeln, sondern auch langfristige Wertschöpfung und Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Durch die Anwendung von Methoden wie dem Analytischen Hierarchieprozess (AHP) und der Bewertung von Lieferanten anhand der SDGs können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Partner und Lieferanten ihre nachhaltigen Ziele unterstützen. Indem Unternehmen ihre Entscheidungen und Aktivitäten an den SDGs ausrichten, tragen sie zur globalen nachhaltigen Entwicklung bei und schaffen eine positive Wirkung auf die Gesellschaft und die Umwelt. Die Integration der SDGs in die Unternehmensstrategie ist somit ein Schritt in die richtige Richtung, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.
Autor*innen
Tobias Rösner-Bredebach
Promotionsstipendiat in Kooperation mit thyssenkrupp Materials Services GmbH