Friedrich Nietzsche sagte,

„Ein Mensch kann jedes Was ertragen, wenn er ein Warum hat, das groß genug ist.“

In unserer Reihe „Tell me why!” setzt unsere GSofLog-Community das Warum in den Mittelpunkt. Wir wollen mit euch teilen, was uns Sinn gibt, uns antreibt und warum wir uns über Jahre hinweg intensiv mit speziellen Themen auseinandersetzen. Vielleicht geben wir euch ein Warum mit Antworten auf unser Warum.

Heute mit Britta Scherer, Koordinatorin der GSofLog

Britta, warum machst du deinen Job?

Es war immer vollkommen klar, dass ich niemals in die Verwaltung will. Nichts ist schlimmer für mich als wiederkehrende Tätigkeiten, Regeln und Bürokratie. Warum also setze ich mich mit all den Verwaltungshindernissen im Öffentlichen Dienst auseinander? Warum lese ich mir die 500te Reisekostenabrechnung durch? Warum fange ich alle paar Monate von vorne an das strukturierte Promotionsmodell zu erklären? Das sind alles berechtigte Fragen.

Das Warum – mein Warum – ist mein Antrieb, der Grund, warum ich jeden Morgen aufstehe. Wer sein Warum gefunden hat, der denkt nicht viel darüber nach, denn das Warum macht glücklich und zufrieden. Wer sein Warum verloren hat oder es vielleicht nie hatte, der führt ein nüchternes Leben. Was ist also mein Warum und wie leitet es sich her?

Wie bei vielen Themen gibt es zahlreiche Coaches, die ein eigenes Vorgehen entwickelt haben, wie wir zu unserem Warum kommen. Die einen setzen auf Fragetechniken, die anderen auf Stufen der Bedürfniserfüllung: 5 Schritte, 6 Schritte, 10 Fragen, Anleitungen, Wegweiser, Kompass … Ich bin kein Coach und ich werde nicht den „richtigen“ Weg zum Warum zeigen, aber es ist mein Weg und vielleicht inspiriert er euch, euer Warum zu finden und zu teilen.

Als Mitglied der Generation Y (alternativ Millennials) ist mein Warum tatsächlich ganz einfach: Ich suche und brauche Sinn. Der wird kritisch hinterfragt, immer. Meiner Generation wird Weltoffenheit, Toleranz und Technikaffinität mit einem Hang zur Selbstverwirklichung nachgesagt und ich bin ein Paradebeispiel meiner Generation. Man nenne mir ein Problem und gebe mir ausreichend Spielraum für die Lösung. Dann kann ich Kreativität, Technologie und Weitsicht mit einer sozialen Komponente vermischen und bin mit 100 Prozent Elan dabei. Das Ergebnis: Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Um das A-Team zu zitieren: „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.“ Das gilt tatsächlich grundsätzlich, aber im Speziellen, wenn es sich um Public Relations und Strategien dreht. Wenn das Ziel am Ende eines sinn- und wertvollen strategischen und/oder kommunikativen Vorhabens stimmt, ist der Weg dorthin eigentlich egal. Ich laufe Wände ein, gehe auf dem Zahnfleisch, ich springe über jede Hürde, Hauptsache das sinnvolle Ziel wird erreicht. Als PR-Managerin erstelle ich also keine Rede, keine Kampagne, keine Posts ohne ein sinnvolles Ziel dahinter. Ich will Menschen erreichen, informieren, interessieren und begeistern – auf diversen Ebenen. Im Erfolg meiner Arbeit liegt mein Ansporn.

Laufen maximal viele dieser sinnvollen Aufgaben parallel erreiche ich den Flow. Ein Zustand der beruflichen Glückseligkeit. Mein Gehirn schäumt über vor Ideen, ich arbeite freiwillig bis tief in die Nacht und springe am nächsten Morgen voller Energie aus dem Bett. Ich gebe offen zu, ich bin ein Flow-Junkie.

Als Koordinatorin der Graduate School of Logistics bin ich auch Teammitglied, Leitung, Beraterin. Ich persönlich erledige meine Arbeit am liebsten in einem angenehmen Umfeld. Ob mir der LogistikCampus gefällt und ich gerne mit der GSofLog-Community arbeite, habe ich selbst in der Hand. Denn ich präge das Miteinander, die Kultur, kann anpacken und sollte als gutes Beispiel vorangehen. Also löse ich Probleme, baue andere mental auf, sorgen für Zuckernachschub, organisiere gemeinsame Erfahrungen, schaffe Erinnerungen und erledige bürokratische Papierschlachten – obwohl ich das nicht ausstehen kann. Ich profitiere von einer Community, die zusammenhält, weil es jeder und jede wirklich will. Ich bin also einfach gerne bei den Stipendiat*innen. Letztendlich ist das auch ein erstrebenswert sinnvolles Ziel, aber eher ein Wo und Mit-Wem, während meine PR-Tätigkeiten das Was und Wie sind.

Es gibt tatsächlich Menschen, die nie wirklich ein großes Warum brauchen. Sie gehen arbeiten, weil sie Geld brauchen, weil sie etwas kaufen wollen, weil sie einen Lebensstandard halten wollen, weil sie Kinder versorgen müssen, weil man das so macht. Als Arbeiterkind aus dem Ruhrpott wurde mir diese Denkweise anerzogen. Was letztendlich schiefgelaufen ist, dass ich heute ein Flow-Junkie bin, kann sich niemand erklären. 😊

Einige Coaches entwickelten diverse Stufen des Warums. Demnach müssen wir zunächst unser Überleben sichern, gewisse Grundbedürfnisse wie Sicherheit und Freiheit erfüllen und können dann unser eigentliches Warum finden. Nach diesem Schema stehen meine Eltern mit ihrem Warum auf einer anderen Ebene. Bei Ihnen ist es die Befriedigung der Grundbedürfnisse, die im Mittelpunkt steht, mehr hatte man früher in der Arbeiterschicht nicht zu hoffen. Ich hingegen bin mit meinem Warum weitergegangen und suche zusätzlich den selbstbestimmten Sinn und Selbstverwirklichung.

Andere Modelle auf dem Weg zum Warum sehen – in meinem Fall – nicht die sinnvolle Selbstverwirklichung als das Warum an. Vielmehr sei es Public Relations als Berufsentscheidung, der Support von Promovierenden oder im Allgemeinen das Helfen von Menschen, was wirklich mein Warum beschreibt. Ich denke, wer ein Warum hat, der weiß es einfach. Es ist, wie mit der Liebe, die kann man auch nicht mit einem Stufenplan nachweisen. Wenn man verliebt ist, weiß man es. Ob man die Liebe dann rosarot beschreibt oder wie einen Zauber, ist wohl egal, solange man es fühlt. Und wer mit einem grundbedürfniserfüllenden Warum glücklich ist, ist am Ende auch glücklich. Eigentlich ist es doch schön, dass es so einfach sein kann.

Mein Beispiel zeigt, dass ein Warum nicht kompliziert sein muss. Wer also auf der Suche nach dem Warum ist, sollte sich vielleicht einfach fragen, wobei die Zeit wie im Flug vergeht und wann man selbst den Flow-Zustand erreicht. Was würdet ihr tun, wenn Geld, Gesundheit und Alter keine Rolle spielen?

Ich würde PR machen, auch wenn ich Millionärin wäre. Ich würde weniger arbeiten, denn eine Weltreise braucht auch ihre Zeit, aber es wäre PR – und die wäre stets mit lösungsorientierten und sinnvollen Aufgaben zur Verwirklichung einer größeren Vision verbunden, denn „ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert“.