Mit ihrem Vortrag in der Reihe „Praxis trifft Wissenschaft“ zeigte Dr. Laura Reder ein Vorgehensmodell zur konsequenten Entwicklung und Verifizierung von Geschäftsmodellen im interaktiven Zusammenspiel mit dem Produktentwicklungsprozess. Im zweiten Teil der Reihe „Zehn“ zum Themenkomplex Geschäftsmodelle stellen wir Ihnen die „10 Schritte zur Entwicklung von Geschäftsmodellen“ vor.
10 Schritte: Geschäftsmodelle entwickeln
1. Der Kunde im Fokus
Der Kunde steht im Zentrum eines jeden Geschäftsmodells! Fokussieren Sie die Kundenbedürfnisse und schaffen Sie einen Mehrwert bzw. ein passendes Angebot für Ihren Kunden.
2. Erfolgsfaktoren
Ihre Erfolgsfaktoren sind eine strukturierte Nutzung etablierter Methoden, eine ganzheitliche, organisationsübergreifende Entwicklung und ein schnelles und flexibles Testen Ihres Modells zum richtigen Zeitpunkt.
3. Geschäftsmodellmuster
90 Prozent der Geschäftsmodelle sind an 55 klassische Muster angelehnt. Die Geschäftsmodellmuster können bei der Ausgestaltung helfen. (St. Galler Geschäftsmodell-Navigator)
4. Externe Perspektiven
Beziehen Sie externe Partner und Kunden mit ein. So erhalten Sie ein direktes Feedback und können Prozesse konkretisieren.
5. Kernfragen
Ein Geschäftsmodell beschreibt das Grundprinzip, nach dem eine Organisation Werte schafft, vermittelt und sichert. Deshalb stellen Sie sich bei der Entwicklung eines Geschäftsmodells vier Kernfragen:
Wer sind unsere Zielkunden?
Für ein erfolgreiches Geschäftsmodell muss jedes Unternehmen wissen, welches die relevanten Kundensegmente sind. Nur so können die Kunden gezielt erreicht und Prioritäten gesetzt werden.
Was bieten wir dem Kunden?
Hierbei steht das Nutzenversprechen an den Kunden im Fokus. Was genau bietet das Unternehmen an, um die Kundenbedürfnisse zu befriedigen und welchen Nutzen bringen die Leistungen des Unternehmens, ob Produkt oder Dienstleistung, dem Kunden?
Wie stellen wir die Leistung her?
Welche Prozesse und Aktivitäten sind erforderlich, um die versprochene Leistung herzustellen? Welche Ressourcen sind entlang der gesamten Wertschöpfungskette involviert?
Wie erzielen und sichern wir Wert?
Wie erzielt Ihr Unternehmen mit der geplanten Leistung Wert, also Umsatz? Welche Kostenstruktur und welche Umsatzmechanismen werden notwendig und sind sinnvoll?
6. Analyse/Initiierung
Starten Sie mit einer Analyse Ihres bestehenden Geschäftsmodells und der integrierten Akteure. Eine Einflussanalyse klärt, wer und was, wie Einfluss auf Ihr Geschäft nimmt.
7. Ideenfindung
Die Geschäftsmodellinnovation ist in vier Teilbereiche aufgeteilt: Leistungsinnovation (Verbesserung von Produkten oder Dienstleistungen), Prozessinnovation (Effizientere Herstellung von Produkten und Dienstleistungen), Marktinnovation (Identifikation neuer und Entwicklung bestehender Märkte) und Sozialinnovation (Veränderungen im Personal-, Organisations- und Rechtsbereich). Bewerten Sie Ihr altes Geschäftsmodell und überlegen Sie, ob Sie eine Innovation in einzelnen Teilbereichen, für eine Kombination mehrerer Teilbereiche oder in allen Bereichen des Geschäftsmodells anstreben. Entwickeln Sie Ideen.
8. Entwicklung und Ausarbeitung
Bei der Entwicklung Ihres neuen Geschäftsmodells können zahlreiche Methoden unterstützen. Neben den Kernfragen, gibt es Stakeholderanalysen, Fähigkeitsbewertungen, Mapping-Verfahren, Business Canvas, die Blue Ocean Strategie und viele mehr. Für die Ausarbeitung können Sie auf Gemini oder einen klassischen Businessplan zurückgreifen.
9. Bewertung
Es folgt die Bewertung Ihres neuen Geschäftsmodells. Mittels einer Szenarioanalyse können Sie unterschiedliche Fälle durchspielen und Ihr Modell auf seine Konsistenz prüfen.
10. Implementierung
Den Prototypen Ihres Modells bringen Sie nun in die Anwendung und testen das Modell im praktischen Einsatz. Sobald alles läuft, wird die Einführung abgeschlossen. Allerdings ist es notwendig, das Modell immer wieder zu hinterfragen und notfalls weiterzuentwickeln. In Zeiten der Digitalisierung ergeben sich ständig neue Technologien, Chancen und Möglichkeiten, dessen Mehrwert Sie auch für Ihr Unternehmen prüfen sollten.
Abschließend sei gesagt, dass sich nicht nur die Bedingungen auf dem Markt einem ständigen Wandel aussetzen, auch die Methoden und Vorgehensweisen zur Entwicklung von Geschäftsmodellen entwickeln sich weiter. Dr. Laura Reder hat ein erweitertes Vorgehensmodell zur Geschäftsmodellentwicklung unter Einsatz von Lean-Startup entwickelt. Hierbei werden Minimum Viable Products (MVP) zum Testen von Geschäftsmodellansätzen verwendet.