Forschung und Entwicklung (kurz: F&E) setzt sich mit dem Erwerb neuester Erkenntnisse und deren erstmalige Implementierung in die Praxis auseinander. In den vergangenen Jahren ist der Begriff F&E zu einem festen Bestandteil in Unternehmen geworden. Teilweise wurden ganze Abteilungen oder Teams aufgebaut, andere wiederum setzten auf Kooperationen mit der Forschung. Ein Vorurteil hat sich aber über all die Jahre hinweg gehalten: F&E ist nur etwas für große Unternehmen bzw. für die, die besonders erfolgreich sind. Ein Trugschluss, denn bei F&E kommt es nicht auf die Höhe des Invests an, sondern auf den gezielten Einsatz von Mitteln.
Neue Produkte oder Weiterentwicklung von bestehenden Produkten sowie die Optimierung von Prozessen und Verfahren sichern die Zukunftsfähigkeit eines jeden Unternehmens, unabhängig von seiner Größe. Seitdem die Digitalisierung die Märkte globaler und damit die Konkurrenz größer gemacht hat, sind Innovationen noch bedeutsamer für den wirtschaftlichen Erfolg. Umso fragwürdiger erscheint die Nachricht, dass mit der Corona-Pandemie 56 Prozent der Unternehmen ihren Invest in Forschung und Entwicklung reduziert oder ganz gestrichen haben.* Mehr als jedes zweite Unternehmen sah sich gezwungen die Kosten radikal zu senken und die liquiden Mittel sparsam einzusetzen.
Dabei machte die Pandemie sehr schnell deutlich, es gilt sich agil auf die neue Situation einzustellen, Minimal Viable Products (MVP) oder Prototypen zu entwickeln und damit flexibel Prozesse und Abläufe anzupassen sowie Verfahren zu beschleunigen. So konnten Unternehmen mit knappen Investitionsbugets binnen kurzer Zeit hohe Renditen einfahren. Corona wird nicht die letzte Ursache für einen Wandel der Wirtschaft bleiben. Schauen wir auf den Klimawandel, den gesellschaftlichen Umbruch oder die steigende Erwartungshaltung von Kunden, werden Unternehmen zukünftig immer häufiger gezwungen sein, schnell zu reagieren und ihre Produktion, ihr Lager, ihren Service oder ihr Geschäftsmodell umzustellen.
Um nun also langfristig erfolgreich zu bleiben oder zu werden, müssen Unternehmen kontinuierlich in Forschung und Entwicklung investieren, nur so können sie entstehende Trends erkennen, agile Strukturen leben und sich fortwährend weiterentwickeln. Das klingt ziemlich kostspielig und ressourcen-intensiv, deshalb sind die genannten Vorurteile auch durchaus nachvollziehbar. Fakt ist aber, auch die F&E entwickelt sich ständig weiter. Die anwendungsorientierte Forschung entwickelt nicht mehr nur für Unternehmen, sondern gleich mit Unternehmen, sodass ein Transfer der Ergebnisse unmittelbar stattfindet. Die Adaption zukunftsweisender Technologien, der Einsatz neuester Methoden und Konzepte erfolgt also binnen kurzer Zeit, teilweise auch binnen weniger Monate. Die Kluft zwischen Vorreiterunternehmen und derer, die warten bis sich die Innovation durchgesetzt hat, wird immer größer. Während zweitere sich gezwungen sehen nachzuziehen, haben erstere bereits mehrere neue Innovationszyklen durchlaufen. Der Abstand wird sich nur schwer aufholen lassen. Es ist also jetzt an der Zeit mutig nach vorn zu schauen. Dabei reichen kleine Invests aus, solange sie gezielt in Zukunftschancen fließen oder die Komplexität im Kerngeschäft reduzieren.
Auch hier bietet die Forschung bereits zahlreiche neue Konzepte. Beispielsweise können Unternehmen an sogenannten Enterprise Labs teilhaben. Hier werden in einem offenen Ökosystem, gekoppelt an die Forschung, unternehmensindividuelle Lösungen entwickelt und zeitnah auf den Markt gebracht. Darüber hinaus hilft auch die Nachwuchsförderung bei der Umsetzung von F&E im eigenen Unternehmen. Beispielsweise können an der TU Dortmund besonders talentierte Absolventen der Logistik, des Ingenieurwesens, der Wirtschaftswissenschaften oder der Informatik in Form von Promotionsstipendien für drei Jahre steuerfrei gefördert werden. Anhand einer konkreten Fragestellung aus dem Unternehmen promovieren die Stipendiaten und transferieren die Erkenntnisse kontinuierlich in das Unternehmen. Ergebnisse sind neben der wissenschaftlichen Dissertation, konkrete Prototypen angepasst an die eigene IT-Struktur, Vorgehensmodelle, die Implementierung neuer Technologien und die Umstellung ganzer Strukturen – wissenschaftlich fundiert und praktisch erprobt.
Daneben geht der Trend aktuell auch zu Start-ins, Innovationsteams die oft bei einem Accelerator bzw., ab vom Tagesgeschäft, in einem Co-Working-Space verortet sind und für das eigene Unternehmen neue Ideen, Produkte und Konzepte entwickeln. Der Invest für die Unternehmen liegt dabei je nach Konzept bei lediglich ca. 40-100.000 Euro im Jahr.