Ein Literature Review umfasst den aktuellen Forschungsstand zu deinem Themengebiet. Es zeigt also den Status Quo der Forschung in deinem Dissertationsvorhaben auf. Das umfasst sowohl grundlegende Arbeiten aus der Wissenschaft, die ein Themengebiet oder einen Begriff geprägt haben, aber auch kürzlich veröffentlichte, relevante Arbeiten zum Thema. Ein Literature Review ist die Basis einer jeden wissenschaftlichen Arbeit und ist demnach mit viel Recherche- und Leseaufwand verbunden.

Den aktuellen Forschungsstand aufzuarbeiten, ist nicht nur ein fester Bestandteil guten wissenschaftlichen Arbeitens, sondern hilft den Promovierenden sich selbst einen Überblick zu verschaffen.

Nur wer den aktuellen Stand der Forschung kennt, kann offene Fragestellungen und Problemstellungen identifizieren und so die Forschungslücke bzw. die forschungsleitende Frage, die zum Mittelpunkt der Dissertation wird, begründen.

Ein systematisches Literature Review ist, neben anderen, eine anerkannte Forschungsmethode und bietet Promovierenden einen ersten Ankerpunkt für eine wissenschaftliche Publikation. Sie eignet sich besonders, wenn die zentrale Forschungsfrage bereits feststeht.

Vorgehen:

Vorbereitung

Suchbegriffe und Keywords identifizieren: Bevor du systematisch in die Recherche einsteigen kannst, solltest du die zentralen Suchbegriffe, also die Schlüsselworte, identifizieren. Diese helfen dir bei der Recherche. Beachte dabei auch unterschiedliche Schreibweisen und Sprachen.

Recherche

Bei der Recherche empfiehlt es sich von breit und allgemein zu spezifisch und detailliert vorzugehen. Suchmaschinen geben dir einen ganz allgemeinen Überblick, für den Einstieg hilft eine formlose Google-Recherche, diese unterstützt auch bei der Suche nach weiteren Schlagworten.

Datenbanken und Bibliotheken identifizieren: Überlege dir vorab genau, welche Datenbanken für dich in Frage kommen. In diesen kannst du gezielt nach relevanter Literatur suchen. Die zentralen Bücher bzw. Sammelwerke des Themengebiets sind schnell gefunden und geben einen ersten Einblick. Starte mit ihnen, denn sie verweisen auf weiterührende Literatur.

Fachzeitschriften, Artikel, Aufsätze, Journals oder Dissertationen und Abschlussarbeiten können ebenfalls relevant sein. Sie sind meist aktueller und geben spezielle Einblicke. Bei der Recherche nach geeigneten Publikationen können zentrale, digitale Datenbanken – wie elektronische Zeitschriftenbibliotheken – hilfreich sein. Google Scholar ist als kostenfreie Datenbank bekannt. Neben dieser gibt es noch Web of Science, Scopus oder auch Springer Link und weitere.

Dokumentation

Bevor du startest die Literatur zu überfliegen, überlege dir, wie du dokumentieren möchtest. Es gibt hilfreiche Tools für digitale Literaturverzeichnisse. Der Clou, du musst Zitate nicht händisch abschreiben, sondern kannst sie automatisch in deine Arbeit oder deine Veröffentlichung übernehmen. Beispiele sind Citavi oder Endnote. Höre dich in deinem PhD-Netzwerk um. Es können auch Profile erstellt werden, innerhalb derer mehrere Promovierende ihre Literatur miteinander teilen. Letztendlich solltest du auch festhalten, warum du welche Datenbank gewählt hast und auf wie viele Veröffentlichungen du dich beziehst.

Lesen

Denke wirtschaftlich und behalte deinen Fokus. Die Grundlagenliteratur solltest du vollständig lesen und so einen guten Einstieg in das Thema erhalten. Bei deiner Recherche wirst du aber schnell 30, 60 oder mehr Publikationen finden, die relevant sein könnten. Du kannst nicht alle von Anfang bis Ende lesen. Überfliege die Veröffentlichungen und markiere die relevanten Bereiche. Liegen die Publikationen digital vor, nutze die Suchfunktion. Entscheide nach dem ersten Screening, welche Publikation einen tieferen Einstieg wert ist.

Schreiben und Formulieren

Ein Literaturreview startet mit der Klärung und Definition der wichtigsten Begriffe. In der Literatur wirst du mehrere und auch unterschiedliche Definitionen finden. Wähle die, die sich für dein Thema am besten eignet. Geben die Originalquellen an und führe alle relevanten Autoren von Grundlagenwerken auf.

Nun kommt der Forschungsteil deiner Arbeit. Hier führst du mitunter auch aktuellere Quellen auf und stellst die wichtigsten Erkenntnisse der Forschungen in deinem Themenfeld vor. Diese Erkenntnisse solltest du in einer logischen Reihenfolge als theoretische Grundlage deiner Arbeit zusammenstellen, sodass eine Schlussfolgerung auf deine Forschungsfrage möglich ist. 

Im dritten Teil greifst du besonders aktuelle Veröffentlichung auf, die sich mit ähnlichen Fragestellungen beschäftigen. Hier können auch gerne Analogien zu anderen Forschungsdisziplinen oder Anwendungsfällen hergestellt werden, die sich mit ähnlichen Fragestellungen, aber in einem anderen Kontext, beschäftigen.

Die Vorarbeit ist der wohl wichtigste Schritt im gesamten Vorhaben. Je mehr Literatur gesichtet und bewertet wurde, um so besser die Qualität deines Reviews. Deshalb solltest du in die Recherche, die meiste Zeit investieren. Das Literatur Review bietet dir einen ersten Ankerpunkt. Da während deiner Promotion kontinuierlich weitere Ergebnisse und Erkenntnisse publiziert werden, wird eine strukturierte Literaturrecherche durchgängig den gesamten Prozess zum Doktortitel begleiten.