Just-in-Case ist eine Strategie der Bestandsverwaltung. Unternehmen stellen sicher, dass sie über einen ausreichenden Lagerbestand verfügen, um jede Art von Lieferengpässen bewältigen zu können. Die Strategie ist nicht neu, aber geriet über die letzten Jahrzehnte in Vergessenheit, denn der Lieferketten-Fokus lag lange Zeit auf der Kostenminimierung, also dem Prinzip Just in Time. Die Corona-Pandemie, Umweltkatastrophen und die Ukraine Krise verursach(t)en Störungen in den Lieferketten. Um der wechselnden Nachfrage und den Bedarfen der Kunden nachzukommen, setzen Unternehmen wieder auf einen erhöhten Sicherheitsbestand in Lagern. Rohstoffe und Fertigwaren werden im Voraus produziert, geliefert und gelagert, sodass jederzeit ausreichende Bestände verfügbar sind.

In der Konsequenz können Unternehmen zwar auf Nachfrageschwankungen und geänderte Verfügbarkeiten reagieren, müssen dafür aber auch höhere Lagerkosten und Ausschuss (Haltbarkeit von Stoffen, Überhangproduktion) in Kauf nehmen und die Preise für die Endkunden steigen. Vor den zentralen Krisen war Just in Time die Methode der Wahl. Bei der reaktiven Strategie produzieren Unternehmen nur, was bestellt wird und halten damit die Lagerkosten maximal gering. Es werden keine überschüssigen Bestände gelagert und damit kann nicht auf unerwartete Nachfragen oder Unterbrechungen in der Lieferkette reagiert werden.

Beide Strategien sind nicht ausreichend. Im Übergang ist Just in Case ein zielführender Lösungsansatz, mittelfristig empfiehlt sich aber eine Diversifizierung der Wertschöpfungsnetzwerke und damit eine Kombination von Methoden und Strategien. Um die Lieferketten resilient und nachhaltig aufzustellen, müssen die Sicherheit maximiert und die Verschwendung miniert werden. Es gilt die Abhängigkeiten in Lieferketten zu reduzieren. Dafür braucht es ein Netzwerk an geografisch verteilten Partnern und Transparenz über die gesamte Supply Chain. Abhilfe und die notwendige Flexibilität schaffen digitale Plattformen (Plattformökonomie), die Daten in Echtzeit (IoT) und eine autonome Abrechnung von Aufträgen (Blockchain | Smart Contracts) erlauben. Unterstützt durch Methoden der Künstlichen Intelligenz und Simulation entstehen Tools, die auch bei neuen Störungen ein Forecasting (Prognosen) erlauben.