Der Begriff DAO steht für Dezentralisierte Autonome Organisation und ist im Prinzip eine Mitglieder-geführte virtuelle Organisation. Im Übertrag können wir uns ein Unternehmen oder einen Verein ohne Geschäftsführung oder Vorstand vorstellen. Es gibt also keine klassischen Hierarchien oder Leitungs- und Entscheidungsfunktionen, an ihre Stelle tritt quelloffener Programmcode als Geschäftsordnung eingebettet auf einer Blockchain. Das Fundament einer DAO ist ihr Smart Contract, er hält das Regelwerk der Organisation fest und verwaltet gleichzeitig das Vermögen. Entscheidungen über Änderungen oder Investitionen treffen alle Mitglieder der Organisation, die gleichzeitig auch Investoren sind, also das Vorhaben mitfinanzieren.
Mitglied kann jeder und jede weltweit durch den Erwerb von Tokens werden. Sie stehen für einen Anteilswert und legitimieren zur Teilnahme an Abstimmungsverfahren. Je mehr Anteile eine Person besitzt, desto gewichtiger ist ihre Stimme, ähnlich wie bei einer Aktiengesellschaft. Jedes Mitglied kann Vorschläge einbringen und zur Abstimmung über deren Umsetzung aufrufen. Deshalb wird die DAO auch als die Blockchain-Version der Demokratie gehandelt.
Durch den Einsatz der Blockchain-Technologie können Stimmen nicht manipuliert werden. Die Ergebnisse einer Abstimmung werden direkt auf der Blockchain veröffentlicht und können sofort zur gewünschten Änderung, also einer automatischen Anpassung der Regeln oder der Ausführung einer Transaktion, führen. Dabei gilt: Community ist essenziel, je mehr Menschen teilnehmen und in der DAO interagieren, desto stärker und stabiler wird sie.
Für die Gründung eines Unternehmens, für Investments oder klassische hierarchische Führungsmodelle benötigt es Vertrauen. DAOs vereinfachen und beschleunigen das Verfolgen gemeinsamer Ziele durch ihre dezentrale Organisation. Vertrauen müssen einzelne Mitglieder nur in den DAO-Code, der vollständig transparent und offen als Open Source einsehbar ist. Damit eröffnen DAOs neue Möglichkeiten für globale Zusammenarbeit und gänzlich neue Formen von Investitionen. Crowd-Funding oder die Arbeit von Wohltätigkeitsorganisation und NGOs sind beliebte Beispiele. In Hollywood wurden bereits zahlreiche DAOs gegründet, die ihren Mitgliedern eine Mitentscheidung über die Storyline bestimmter Filme ermöglichen oder im Gegenzug für Investitionen Set-Besuche oder Meet & Greets mit Hauptdarsteller*innen zulassen. Denkbar wären auch DAOs als Risikofonds zur Unterstützung bestehender Unternehmen oder für die Entwicklung neuer Produkte und Technologien.
Die meisten Gerichtsbarkeiten erkennen DAOs nicht als juristische Organisation an. Das birgt Vor- und Nachteile. Ohne rechtliche Anerkennung ist eine DAO von den staatlichen Registrierungsanforderungen befreit, demnach kann eine DAO aufwandsarm und schnell gegründet werden. Auf der anderen Seite kann die fehlende Rechtspersönlichkeit zu Problemen beim Schließen von klassischen Verträgen oder Rechtsvereinbarungen mit anderen Organisationen führen. Der fehlende rechtliche und physikalische Sitz sorgt für Unsicherheit bezüglich zivilrechtlicher und steuerlicher Fragen. Bein internationaler Zusammenarbeit ist zudem fraglich, welches nationales Recht gilt.
Da die Blockchain-Technologie mit den dazugehörigen Smart Contracts eine recht neue Technologie ist und die Option einer dezentralen autonomen Organisation erst mit der Weiterentwicklung der Technologie aufgekommen ist, kann davon ausgegangen werden, dass sich auch die Rechtsform in der Zukunft erst entwickeln wird. Aktuell entscheidet der konkrete Anwendungsfall, das Projekt oder das Ziel eines Vorhabens über die sinnvolle Gründung einer DAO.